Berlin. .

Die Diskussion um die Winterpannen bei der Bahn geht weiter: Die Lokführergewerkschaft GDL übt harsche Kritik am Personalmanagement und Sparzwang der Bahn. Ein Bahnsprecher räumt Vorbereitungsmängel ein.

Die Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) hat unzureichende Personalausstattung und praxisfernes Management für das derzeitige Winterchaos bei der Deutschen Bahn AG verantwortlich gemacht. Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky sagte, allein bei der DB AG fehlten 500 Lokführer. Schließe man die Konkurrenzunternehmen mit ein, seien es sogar 800. Er kündigte an, innerhalb der laufenden Tarifverhandlungen zusätzlich eine Ausbildungsoffensive zu fordern. Der neuen Managerriege um Bahnchef Rüdiger Grube warf er vor, sie gingen die notwendigen Änderungen zu langsam an.

„Die Unzuverlässigkeit der Bahn wird durch die derzeitige extreme Wetterlage verstärkt“, sagte Weselsky. Es gebe nicht nur im Fernverkehr zu wenig Züge, sondern insgesamt. Wetterbedingt müssten die Serviceintervalle verstärkt werden, „was man nicht kann, weil zu wenig Fahrzeuge da sind, weil die Umläufe zu eng gestrickt sind“, sagte Weselsky.

Bahn räumt Probleme ein

Ein Bahnsprecher räumte auf WDR5 ein, dass die Vorbereitungen der Bahn auf den Winter nicht ausgereicht haben. Zwar habe das Unternehmen zusätzliche Züge im Ausland gemietet. Das Angebot sei jedoch erschöpft. Er versicherte, die Bahn werde Fehler analysieren und Konsequenzen ziehen.

Gewerkschafter Weselsky warf dem Management und der Politik vor, die Deutsche Bahn AG sei wegen der Privatisierungsabsicht „bis auf die Knochen heruntergefahren“ worden. Wie lange es dauert, bis wieder normale Zustände einkehren, hänge in hohem Maß davon ab, wie das jetzige Management bereit ist, auf hohe Gewinnspannen zu verzichten und mehr in Ausbildung, mehr in Qualität und mehr in neues Material zu investieren. „Das erscheint mir doch zu zögerlich.“

Gewerkschaft fordert Ausbildungsoffensive

Die Personalplanung bei der DB orientiere sich ausschließlich am Budget und nicht am tatsächlichen Bedarf. Das seit Sommer 2009 agierende neue Management sei „ja nun schon eine Weile am Werk. Die 100 Tage Schonfrist sind lange um, und sie kennen die Ursachen zum überwiegenden Teil“. Er sei „sehr sicher, dass die sich einfach zu viel Zeit lassen mit Gegensteuerungsmaßnahmen“. Der GDL-Chef kündigte an: „Was wir im Rahmen unserer laufenden Tarifrunde zusätzlich einfordern, ist eine Ausbildungsoffensive, weil wir uns nicht mehr länger anschauen, wie unsere Lokführer und auch die Zugbegleiter Überstunden schrubben, um das ganze System aufrecht zu erhalten.“

Im Januar wird sich auch der Verkehrsausschuss des Bundestages mit den Problemen der Bahn beschäftigen. (dapd/we)