Essen. .

Die Evag hat eingeräumt, auf den Schneefall schlecht vorbereitet gewesen zu sein. Ab Donnerstag sollen wieder mehr Busse und Bahnen fahren. Derzeit wird mit Hilfe privater Firmen Meter für Meter mühselig das Schienennetz freigehackt.

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Seit Tagen hat es nun nicht mehr geschneit, tendieren die Wetterverhältnisse wieder leicht in Richtung Normalität. Doch erst für Donnerstag verspricht die Evag die Rückkehr zu einem halbwegs geregelten öffentlichen Nahverkehr in Essen. Das Chaos der letzten Tage brachte viele Evag-Kunden zur Weißglut. Und auch die Evag selbst lässt nun immerhin erstmals deutliche Selbstkritik anklingen. „Wir müssen nach solchen Ereignissen künftig schneller in die Gänge kommen, das ist ganz klar“, sagt Evag-Sprecher Nils Hoffmann beim Besuch in der Redaktion. Das sind schon mal andere Töne als bei den Essener Entsorgungsbetrieben (EBE), die es vorzogen, die Bürger mehr als nur unterschwellig der Hysterie zu bezichtigen.

Neben den bekannten Problemen mit ungeräumten Straßen und mangelndem Streugut ist die Evag nach Ansicht ihres Sprechers Opfer der speziellen Essener Schienen-Verhältnisse. Die häufig in den Straßenbelag integrierten Gleise seien bei starkem Schneefall schnell verstopft und mit einer beinharten Eisschicht überzogen. „Normalerweise fahren wir einfach die ganze Nacht über, um die Gleise mit den eigenen Straßenbahnen freizuhalten“, so Hoffmann. Nach dem massiven Schneefall, der ausgerechnet am personalarmen Heiligabend einsetzte, habe man die Fahrzeuge aber nicht einmal mehr aus dem Betriebshof heraus bekommen. „Spätere Versuche, die Gleise frei zu kriegen, führten nur zu Entgleisungen.“ Und während Hoffmann zufolge, die Busse heute wieder weitgehend planmäßig fahren sollen, sind die Straßenbahn-Linien 105 und 106 nach wie vor durch festgefrorene Schienen amputiert. Rellinghausen, Unterfrintrop, das Klinikum und ironischerweise auch die Evag-Zentrale an der Zweigertstraße haben seit fünf Tagen keine Bahn mehr gesehen, und dabei wird es auch heute wohl bleiben. Auch die U 17 steht weiter.

„Wir müssen auf solche Situationen besser vorbereitet sein“

Evag-Sprecher Nils Hofmann übt sich in Selbstkritik.
Evag-Sprecher Nils Hofmann übt sich in Selbstkritik. © NRZ

Hauptgrund für dieses Dilemma, das räumt Hoffmann ein, sind die weder bei der EBE noch der Evag vorhandenen schweren Räum- und Transport-Fahrzeuge. „Der Schnee muss einfach weg, anders geht es nicht.“ Die Evag hält es daher für zwingend, im Verbund der Stadttöchter demnächst über Neuanschaffungen zu reden. Hoffmann: „Wir müssen auf solche Situationen besser vorbereitet sein.“ Vielleicht lasse sich ja ein Pool mit anderen Städten bilden, um die Kosten nicht explodieren zu lassen.

Derzeit wird per Handarbeit mit Spitzhacke und Schaufel und der Hilfe privater Firmen Meter für Meter mühselig das Schienennetz freigehackt. Auch Straßenbahnwagen, die nicht im Linieneinsatz sind, werden für das „Freifahren“ der Gleise eingesetzt - „es traf sogar eine historische Bahn, was unseren verkehrshistorischen Arbeitskreis nicht begeisterte“, berichtet Hoffmann. Prompt entgleiste das alte Schätzchen auch. Trotzdem: Warum sind nicht mehr Mitarbeiter und Fremdfirmen auf der Straße? „Jeden, den wir jetzt zwischen den Jahren erreichen konnten, hat es getroffen.“ Mehr gehe nicht.

Die U-Bahnen 11 und 18, die Trams 103, 107 und auch die 109 sollen ab heute wieder ebenso planmäßig verkehren wie viele Bus-Linien. Einige Busse unterlägen noch Einschränkungen bei Taktfolge und Streckenlauf, heißt es.