Minsk.

Zwei Tage nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl in Weißrussland sind fast 600 Teilnehmer von Protesten zu Haftstrafen verurteilt worden. Zehntausende hatten gegen die Wiederwahl von Präsident Lukaschenko demonstriert.

Wegen ihrer Teilnahme an den Protesten gegen das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen in Weißrussland sind fast 600 Demonstranten zu mehrtägigen Haftstrafen verurteilt worden. Wie die Nachrichtenagentur Interfax am Dienstag unter Berufung auf den Polizeichef der Hauptstadt Minsk meldete, verurteilte ein weißrussisches Gericht „mehr als 580“ Demonstranten zu Strafen zwischen fünf und 15 Tagen. Mehrere Festgenommene seien indes freigelassen worden, vor allem Minderjährige und Eltern von mindestens zwei Kindern, sagte Leonid Farmagej demnach. Auch ausländische Demonstranten und festgenommene Journalisten seien freigelassen worden.

Demonstranten drohen bis zu 15 Jahre Haft

Ein Sprecher der Polizei von Minsk sagte, es gebe keine Garantie dafür, dass die Demonstranten nach 15 Tagen das Gefängnis verlassen könnten. Die Verwicklung jedes Einzelnen in die Proteste werde überprüft. „Wir haben genügend Fotos und Videos“, sagte der Sprecher Alexander Lastowski. Nach Informationen der Nachrichtenagentur RIA Nowosti könnten diejenigen, die von den weißrussischen Behörden für die Proteste verantwortlich gemacht würden, zu bis zu 15 Jahren Haft verurteilt werden.

Die weißrussischen Behörden waren am Montagabend erneut hart gegen Regierungskritiker vorgegangen und hatten nach Angaben von Augenzeugen etwa 30 junge Demonstranten festgenommen. Bereits am Sonntagabend hatten die Sicherheitskräfte die Massenproteste gegen das Wahlergebnis gewaltsam niedergeschlagen. Hunderte Menschen wurden abgeführt, unter ihnen auch sieben der neun Oppositionskandidaten. Nach Angaben der Wahlkommission entschied der seit 1994 mit harter Hand regierende Staatschef Alexander Lukaschenko mit knapp 80 Prozent der Stimmen die Wahl klar für sich. (afp)