Düsseldorf. .

Deutschlands Restaurants sollen 2011 Hygiene-Siegel bekommen. Das Ziel: Transparenz. Der Kunde soll erkennen, ob der Laden sauber ist. Der Verband ist entsetzt. Dabei funktioniert das Konzept im Ausland gut.

Gaststätten­betreiber sollen schon ab Sommer 2011 verpflichtet werden, in ihren Räumen gut sichtbare „Restaurant-Smileys“ anzubringen. Das sind Kenn­zeichen, die den Gästen auf den ersten Blick zeigen, ob der Wirt die Hygienevorschriften einhält.

„Wir arbeiten an der konkreten, republikweiten Umsetzung dieses Projekts. Eine Arbeitsgruppe der Länder soll bis März Ergebnisse vorlegen“, erlärte NRW-Verbraucherschutzminister Remmel (Grüne) der WAZ. Alle Länder seien sich darüber einig, auch die Bundesregierung stehe dem Restaurant-Smiley positiv gegenüber.

Sechs Länder beteiligt

NRW hat die Federführung des Projektes. In der Arbeitsgruppe im Umweltministerium sitzen auch Vertreter aus Bremen, Hamburg, Hessen, Sachsen und Thüringen.

Remmel begründet die Einführung des Smileys oder ­eines leicht verständlichen No­tensystems mit den teils kata­strophalen hygienischen Zu­ständen in Gaststätten. Bei Kontrollen fallen im Schnitt 30 Prozent der Betriebe mit erheblichen Mängeln auf. Fleisch wird nicht ausreichend gekühlt, nicht selten finden Kontrolleure Kakerlaken oder Ratten in den Küchen. Seit Jahren sei keine Besserung dieser Zustände in Sicht.

Aktuelles „Prüfsiegel“ nicht beliebt

Die Positivkennzeichnung, die es in NRW seit 2007 gibt, hat sich nicht bewährt: Nur wenige 100 Gaststätten haben einen Aufkleber im Fenster, der für eine überdurchschnittlich gu­te Hygienebewertung steht.

Im Nachbarland Dänemark ist das Siegel hingegen längst akzeptiert. Schmuddelrestaurant oder sauberer Imbiss? Kunden dort sofort, ob der Laden in Ordnung und die Küche sauber ist. Schon seit 2001 müssen alle Betreiber von gastlichen Stätten und Lebensmittelgeschäften öffentlich Smiley-Symbole zeigen. Sie symbolisieren, was amtliche Lebensmittel- und Hygienewächter he­rausgefunden haben.

Vier Smileys kennt der Däne: Der beste und begehrteste strahlt über das ganze Gesicht, der schlechteste lässt die Mundwinkel hängen. Inzwischen bekommen fast 90 Prozent der Ge­schäftsleute den Strahlemann - so sehr achten sie auf die Sauberkeit. Sie mögen den Smiley, und ihre Gäste schätzen die Aufkleber natürlich auch. Die detaillierten Ergebnisse der Kon­trollen werden in Dänemark auch ins Internet gestellt.

Der Dehoga lehnt den Smiley ab

Eine Horrorvorstellung für den deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). Er mag den Smiley nicht. „Wir sind natürlich für Hygiene. Der Smiley ist aber nur eine Momentaufnahme. Er sollte nicht nach einmaliger Kontrolle vergeben werden. Gastronomen müssen die Chance bekommen, Mängel abzustellen“, sagt Dehoga-Geschäftsführer Jürgen Be­nad.

Der Verband meint: Es gibt heute schon genug Sanktionsmöglichkeiten für Betriebe, die schlecht auffallen. Es gehöre sich nicht, Gastronomen „leichtfertig an den Pranger zu stellen“. Der Smiley könne Arbeitsplätze vernichten.

Noch etwas spreche dagegen: „Es besteht die Gefahr der Wettbewerbsverzerrung. Es gibt zu wenige Kontrolleure für flächendeckende Kontrollen. Bei 240 000 Gaststätten und jährlich 60 000 Besitzerwechseln ist eine einheitliche Kontrolle unmöglich.“