Teheran. Das Regime schlägt zurückt. Nach den Protesten gegen den angeblichen Wahlsieger Mahmud Ahmedinedschad sind in den vergangenen Tagen zahlreiche oppositionelle Politiker und Studenten im Iran festgenommen worden. Ein Überblick:
Zu den Verhafteten zählen auch mehrere prominente Vertreter eines Reformkurses im Iran.
Ebrahim Yazdi war der erste iranische Außenminister nach der islamischen Revolution im Februar 1979. Er trat aus Protest gegen die Besetzung der amerikanischen Botschaft in Teheran am 4. November 1979 von seinem Amt zurück. Der 78-Jährige wurde am Mittwochnachmittag auf der Intensivstation des Pars-Krankenhauses verhaftet und in das Evin Gefängnis gebracht. Sein Wohnhaus wurde durchsucht. Seit 1995 ist er Chef der Freiheitsbewegung („Nehzat Azadi”), einer Oppositionspartei, die von dem Regime 2002 für illegal erklärt wurde. Weitere Verhaftete aus den Reihen dieser Reformpartei sind Ahmad Afjeiee, Emad Bahavar, Mojtaba Khandan, Saieed Zeraatkar, Rouholah Shafiee, Ali Mehrdad, Mohammad Reza Ahmadinia, Mohammad Tavasoli und Motamedi Mehr
Mohsen Mirdamadi, Chef der Partizipationsfront des islamischen Iran („Jebhe Mosharekat Irane Islami“), einer 1997 gegründeten Reformpartei. Von 2000 bis 2004 Abgeordneter im iranischen Parlament und gleichzeitig Vorsitzender im Ausschuss für innere Sicherheit und auswärtige Angelegenheiten. Während seiner Amtszeit war er Chefredakteur bei Norouz, der größten reformerischen Zeitung des Landes. Als Student beteiligt an der Organisation der Geiselnahme in der amerikanischen Botschaft. Weitere Verhaftete aus den Reihen dieser Reformpartei sind Ali Pour Khayeri, Shahin Nourbakhsh, Ali Taghipour, Mohammad Shokuhi, Ashkan Mojaleli, Maysam Varahchehre, Mahdieh Minavi, and Farhad Nasrollahpour.
Abdolfattah Soltani gehört zu den bekanntesten Menschenrechtsanwälten im Iran. Er ist ein enger Mitarbeiter der Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi. Verhaftet wurde er in seinem Büro von Zivilbeamten, die sich als Klienten ausgaben. Sein Computer wurde beschlagnahmt. Nach Angaben von Ebadi konnten die Beamten keinen Haftbefehl vorweisen. Am 8. Dezember letzten Jahren erhielt er in Nürnberg den Internationalen Menschenrechtspreises 2009 der Stadt. Er wurde schon einmal 2005 verhaftet und verbrachte 226 Tage hinter Gitter, ohne dass eine Anklage gegen ihn erhoben wurde.
Mohammad Ali Abtahi ist Reformkleriker und war zunächst Büroleiter von Mohammed Chatami und dann von 2001 bis 2004 sein Vizepräsident. Seit gut fünf Jahren kommentiert er auf einem viel gelesenen Blog webneveshteha.com die politischen Ereignisse seines Landes. Er wurde in der Nacht zum Dienstag in seiner Privatwohnung festgenommen. In seinem letzten Eintrag in der Nacht nach der Wahl nennt er die Wiederwahl Ahmadinedschads „einen großen Schwindel“.
Mitarbeiter Chatamis:
Abdolah Ramezanzadeh, Rechtsprofessor, früherer Regierungssprecher von Chatami und von 1997 bis 2001 Gouverneur der Provinz Kurdistan.
Saeed Hajjarian, Journalist und Universitätsdozent, früherer Berater Chatamis, ist seit 2000 durch ein Attentat schwer behindert. Der Anschlag steht im Zusammenhang mit den damaligen Bemühungen von Hajjarian, die Hintermänner einer mysteriösen Mordserie auf iranische Intellektuelle und Schriftsteller zu finden.
Mostafa Tajzadeh, Kleriker, von 1997 bis 2004 stellvertretender Innenminister und dann bis zum Amtsantritt Ahmadinedschads persönlicher Berater von Chatami
Behzad Nabavi, unter Premierminister Mussawi Minister für Industrie und Bergbau, von 2000 bis 2004 Parlamentsabgeordneter sowie stellvertretender Parlamentpräsident
Mitarbeiter Mussawis:
Mohammad-Reza Jalaipour, Berater Mussawis, Soziologie-Professor und bekannter iranischer Analytiker. Als er die Geheimagenten, die in sein Privathaus eingedrungen waren, nach ihren Ausweisen fragten, verprügelten sie ihn. Sie durchsuchten das Haus und nahmen alle Computer und Adressenkarteien mit.
Saeed Laylaz, Professor für Ökonomie, Berater Mussawis und Chatamis, seit 25 Jahren Zeitungskolumnist und im Wahlkampf scharfer Kritiker der Wirtschaftspolitik unter Ahmadinedschad