Teheran. Die Anhänger des iranischen Reformkandidaten Mussawi geben nicht auf. Am vierten Tag nach der Iran-Wahl haben sie sich zu einer Kundgebung in Teheran versammelt. Nach Angaben internationaler Menschenrechtsorganisationen wurden zahlreiche prominente Aktivisten festgenommen.

Die Anhänger des iranischen Reformkandidaten Mir Hossein Mussawi haben ihren Machtkampf mit der Regierung den vierten Tag in Folge fortgesetzt. Laut Augenzeugen versammelten sie sich am Donnerstag in Teheran zu einer Kundgebung. Mussawi hatte die Demonstranten dazu aufgerufen, zum Zeichen der Trauer über Wahlmanipulationen und über die Menschen, die bei den mehrtägigen Protesten ums Leben gekommen sind, schwarz zu tragen. Dem Wächterrat liegen nach eigenen Angaben inzwischen 646 Beschwerden gegen das Ergebnis der Präsidentenwahl von vergangenem Freitag vor.

Auf Mussawis Website hieß es, der bei der Wahl unterlegene Politiker werde möglicherweise selbst an der Kundgebung auf einem zentralen Platz in der Hauptstadt teilnehmen. Er und der frühere Präsident Mohammed Chatami schickten demnach einen gemeinsamen Brief an den obersten Richter des Landes, Ayatollah Mahmud Haschemi Schahrudi. Er solle Maßnahmen ergreifen, um die polizeiliche Gewalt gegen Demonstranten zu beenden und festgenommene Kundgebungsteilnehmer zu befreien.

Proteste auch in anderen Städten

Mussawi forderte die Demonstranten auf, sich für eine Wiederholung der Abstimmung einzusetzen. «Wir wollen eine friedliche Kundgebung, um gegen den schädlichen Trend der Ergebnisse und für unser Ziel einer Annullierung des Ergebnisses zu protestieren», hieß es auf seiner Website.

Die Gegner von Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad waren am Mittwoch in Teheran bereits den dritten Tag in Folge zu Tausenden auf die Straße gegangen, an einer Massenkundgebung am Montag hatten sich mehrere hunderttausend Menschen beteiligt. Der farsi-sprachige Dienst der BBC berichtete am Mittwoch, auch in Schiras, Täbris und Maschad sei es zu Protesten gekommen.

Wächterrat lädt unterlegene Kandidaten zu Treffen ein

Das staatliche Radio meldete am Donnerstag, dass der Wächterrat Mussawi und die anderen unterlegenen Präsidentschaftskandidaten zu einem Treffen Anfang kommender Woche geladen habe. Wann und wo das Gespräch stattfinden soll, war zunächst nicht bekannt.

Das iranische Fernsehen berichtete, Chamenei werde am Freitag das wöchentliche Gebet leiten. Üblicherweise nimmt daran auch Ahmadinedschad teil.

Als Reaktion auf die Proteste wurden nach Angaben internationaler Menschenrechtsorganisationen zahlreiche prominente Aktivisten und Politiker festgenommen. Der Direktor der Internationalen Kampagne für Menschenrechte mit Sitz in New York, Hadi Ghaemi, sprach von mindestens 200 Festnahmen. Er berief sich auf Gespräche mit Angehörigen oder Kollegen der Betroffenen.

Facebook und Twitter blockiert

Die iranische Führung hat mehrere Websites blockiert wie die der BBC in Farsi, Facebook und Twitter. Die Verbindung zu anderen Seiten wie GMail oder Yahoo ist derzeit ungewöhnlich langsam.

Die iranische Opposition erhielt derweil Unterstützung von der Internet-Tauschbörse The Pirate Bay. Die Website, deren Betreiber in Schweden wegen Verletzung des Urheberrechts verurteilt wurden, änderte ihr Logo in The Persian Bay und bot einen Link zu einer iranischen Internet-Seite an, die «Iranern und ihren Freunden» eine sichere Kommunikationsplattform bieten soll. (ap)