Rio de Janeiro/Essen. .

Brasiliens Justiz nimmt Thyssen-Krupp ins Visier. Das brasilianische Tochterunternehmen TKCSA soll gesundheitsgefährdende Luftverschmutzungen verursacht haben. Der Konzern weist die Vorwürfe zurück.

Das brasilianische Thyssen-Krupp-Tochterunternehmen TKCSA ist wegen Umweltstraftaten angeklagt worden. Das im Juni in Betrieb genommene riesige Hüttenwerk der TKCSA in der Bucht von Sepetiba soll gesundheitsgefährdende Luftverschmutzungen verursacht haben, heißt es in einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft von Rio de Janeiro.

Das rund 70 Kilometer südlich der Stadt gelegene Stahlwerk soll „deutlich die gesundheitlich zulässigen Grenzwerte für Emissionen überschritten haben“. Zugleich ermittelt die Staatsanwaltschaft nach eigenen Angaben, weil das Werk „angeblich illegal eine Miliz als privaten Wachschutz“ für das Werksgelände beschäftige.

Untersuchung zeigt deutlich überschrittene Grenzwerte

Die Anklage stütze sich auf Ergebnisse einer Sonderermittlungsgruppe zur Bekämpfung Organisierter Kriminalität. Der Essener Mutterkonzern bestritt die Vorwürfe und wies darauf hin, offiziell noch nicht über die Anklage informiert zu sein. Dort sei bisher lediglich die Pressemitteilung bekannt.

Namentlich genannt werden von der Staatsanwaltschaft der Projektleiter und der Umweltbeauftragte des 4,5 Milliarden Euro teuren Werks, das Thyssen-Krupp-Chef Ekkehard Schulz als „Jahrhundertprojekt“ bezeichnet. Den Führungskräften drohen bei einer Verurteilung bis zu 19 Jahre Haft, dem Konzern drohen kostenintensive Auflagen bis hin zur Schließung ganzer Werksteile. Die Ermittler berufen sich auf eine Untersuchung der staatlichen Universität von Rio de Janeiro, wonach in der Umgebung des Werks Grenzwerte um bis zu 600 Prozent überschritten worden sein sollen.

Thyssen-Krupp beruft sich auf staatliche Abnahme

Thyssen-Krupp räumte auf Anfrage „Staubemissionen“ ein. Diese seien aber beim Anfahren von Hochöfen „weltweit üblich“. „Zu keinem Zeitpunkt war die Gesundheit von Mitarbeitern und Anwohnern gefährdet.“ Es habe sich bei dem Graphitstaub in der Luft um „kein dauerhaftes Ereignis“ gehandelt. Im übrigen habe sich Thyssen-Krupp im Genehmigungsverfahren für das Stahlwerk verpflichtet, „alle Umweltverfahren nach dem heutigen Stand der Technik einzuhalten“. Dass das geschehen sei, hätten brasilianische Regierungsbehörden schriftlich bestätigt.

Auch den Vorwurf der Beschäftigung von Angehörigen illegaler Milizen beim Werksschutz wies der Konzern zurück: „ThyssenKrupp CSA beschäftigt keine Milizionäre und hat auch keine Verbindungen zu Milizionären in der Region.“ (dapd)