Duisburg. .
Stahlarbeiter und IG Metall protestierten in Duisburg auf dem Averdunkplatz gegen die Rente mit 67. Sie sammelten Unterschriften auf einem Stoffbanner mit dem sie "den Bundestag einwickeln" wollen. Viele Duisburger unterschrieben.
„Wir sammeln so lange Unterschriften, bis wir mit dem Stoffbanner den ganzen Bundestag einwickeln können. Dann können die Politiker nicht mehr raus und müssen sich mit unseren Forderungen auseinandersetzen“, sagt Wilfried Müller, Betriebsrat und Vertrauensmann bei Thyssen Steel Duisburg. Die Stahlarbeiter und ihre Gewerkschaft, die IG Metall protestierten am Montag auf dem Averdunkplatz in der City gegen die Rente mit 67.
Viele Duisburger unterschrieben
Zahlreiche Duisburger zögerten nicht lange und setzen ihr Autogramm auf ein bislang 200 Meter langes Stoffband. Wie viele Menschen sich schon mit den Gewerkschaftern solidarisiert haben, ist schwer abzuschätzen. Einige Tausend werden es aber sicher sein. Bevor sich die Metaller in Duisburg positionierten, um ihrem Unmut gegen die Rentenregelung Luft zu machen, gastierten sie in den vergangenen Wochen bereits in vielen Ruhrgebietsstädten.
Jedes Mal dabei: Der Stoffbanner. „Bei der nächsten Bundestagswahl wird abgerechnet. Bis dahin müssen wir es schaffen denen in Berlin richtig Dampf zu machen“, sagt Müller. Bei seiner Kritik nimmt er keine Partei in Schutz. Auch wenn sein Herz noch immer „rot schlage“, so habe er nicht vergessen, wessen Unterschriften seinerzeit unter der Rentenänderung standen. Dieses Gesetz müsse geändert werden.
Die Arbeit in der Branche ist hart
„Es darf nicht sein, dass heutzutage alles auf dem Altar der Wirtschaftlichkeit geopfert wird. Gerade in der Stahlbranche ist die Rente mit 67 nicht umsetzbar“, erbost sich Müller. Die Arbeit sei sehr hart und nage an der Substanz. „Bei uns kann man schlicht nicht so lange arbeiten. Wenn die älteren Kollegen bald am Stock gehen, belastet das außerdem die jungen Kollegen, die dann doppelt so viel leisten müssen“, klagt Müller.
Die Stahlarbeiter, die sich symbolisch an Rollatoren festhielten, demonstrierten mit einem Krankenbett und einem Sarg, wie ernst ihnen dieser Protest ist. „Diese ungerechte und unsolidarische Renten- und Sozialpolitik gehört ein für allemal begraben“, sagt eine junge Gewerkschaftlerin, die sich darüber ärgert, dass der Protest in der Gesamtgesellschaft viel zu klein ausfalle. „Dieses Thema geht uns doch alle etwas an. Davon ist doch nicht nur die Stahlbranche betroffen. In wie vielen Berufen schafft man es denn zu arbeiten bis man fast 70 Jahre alt ist.
Auch Müller kritisiert die „Zuschauerdemokratie“ vieler Menschen, fühlt sich aber in seiner Arbeit dennoch bestätigt. „Wenn ich sehe, wie gut unsere Unterschriftenkampagne läuft, dann macht mir das Mut.“ Er kann sich vorstellen die Aktion bis zur nächsten Bundestagswahl auszubauen und aus den 200 Meter Stoffbanner vielleicht ein Gesamtwerk von einem Kilometer zu erstellen, damit der Bundestag auch „definitiv eingehüllt werden kann“.