Grefrath. .
Auch drei Monate nach dem Verschwinden von Mirco aus Grefrath hat die Polizei noch keine Spur vom Täter. Doch die Ermittler sind optimistisch, ihn bald zu fassen. Vermutlich gibt es Mitwisser, die den Entführer des Kindes decken.
Auch drei Monate nach dem Verschwinden des elf Jahre alten Mirco aus Grefrath (Kreis Viersen) hat die Polizei weiterhin keine heiße Spur vom Täter. Der Leiter der Sonderkommission, Ingo Thiel, sagte auf einer Pressekonferenz am Mittwoch, die Menschen müssten Geduld haben. Man sei sehr optimistisch, den Täter zu fassen. Derzeit arbeite man insgesamt 7.700 Hinweise ab.
Die Polizei geht nach wie vor davon aus, dass der mutmaßliche Täter aus der Region rund um Grefrath stammt. Die Ermittler sind sich sicher, dass es sich bei seinem Auto um einen VW Passat Kombi der Baureihe „B 6“ handelt. Knapp 400 Fahrzeuge dieses Typs seien bislang schon genau untersucht und überprüft worden, insgesamt 15.000 Passat habe man erfasst. 150.000 habe der Hersteller VW insgesamt von diesem Auto verkauft. Die Überprüfung werde noch einige Wochen in Anspruch nehmen, so Soko-Leiter Thiel. Täglich würden 50 neue Hinweise auf entsprechende Fahrzeuge bei der Sonderkommission eingehen.
„Fall Mirco sicherliche einzigartig“
Thiel ist davon überzeugt, den Entführer zu finden. Die Tatsache, dass der Täter bislang noch nicht gefasst worden sei, habe der Mann nicht seiner Cleverness zu verdanken. Er habe bis dato lediglich „Schwein“ gehabt. „Das wird er aber nicht mehr lange haben. Es ist unsere Verpflichtung den Eltern gegenüber, den Täter zu fassen.“ Zugleich räumte der Soko-Leiter ein, dass es möglicherweise Verwandte oder Freunde aus dem Umfeld des Täters gebe, die von dem Verbrechen wussten und die Tat nun deckten.
Nach Angaben von Thiel sei davon auszugehen, dass Mirco nicht mehr am Leben ist. Eine Entführung wie im Fall der jahrelang vermissten Österreicherin Natascha Kampusch sei zwar nicht auszuschließen, aber wenig wahrscheinlich. „Die Spurenlage deutet nicht darauf hin, dass Mirco noch am Leben ist“, so Thiel. Man habe anders als bei vielen anderen Gewaltverbrechen derzeit weder eine Leiche noch eindeutige Spuren, die zum Täter führten. „Von daher ist dieser Fall Mirco sicherlich einzigartig und bislang noch nicht da gewesen“, betonte Thiel.
Auch das riesige Hinweisaufkommen sei ein Novum. 7.700 Hinweise habe es bundesweit noch nicht gegeben, unter anderem hätten auch Anrufe aus Namibia, Estland, Lettland und der Schweiz die Sonderkommission erreicht. Um alle Hinweise abarbeiten zu können, habe man vor wenigen Tagen die Soko noch einmal personell auf 65 Mitarbeiter aufgestockt. Auch sogenannte Profilfahnder des Landeskriminalamtes seien in die Suche nach dem Entführer des Jungen mit einbezogen. „Wir gehen davon aus, dass es sich beim Täter mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Mann handelt. Unserer Ansicht nach hat er die Tat alleine begangen, wir können allerdings nicht ausschließen, dass er Hilfe hatte“, sagte der Soko-Leiter.
Kritik an den niederländischen Behörden
Einen sogenannten Massengentest haben die Ermittler indes vorerst nicht geplant - offenbar fehlt es am entsprechenden Spurenmaterial. „Wenn ich Sperma, Blut oder ein Haar mit ausgerissener Wurzel habe, habe ich eine hervorragende DNA-Spur. Gehen Sie davon aus, dass wir dies nicht haben“, so Thiel.
Kritik äußerte Thiel unter anderem an der Zusammenarbeit mit den Behörden in den Niederlanden. So habe die Sonderkommission bislang gar nicht den Versuch unternommen, im nahen Grenzgebiet in den Niederlanden alle dort gemeldeten VW Passat Kombi zu erfassen. Diese Maßnahme setze ein zeitlich aufwändiges Rechtshilfeersuchen voraus, dass „frühestens in sechs Monaten“ beantwortet werde, sagte Thiel.
Mirco war am Abend des 3. September auf seinem Heimweg von einer Skateranlage entführt worden. Seitdem fehlt von dem Jungen jede Spur. Die Polizei geht von einem Sexualdelikt aus. (dapd)