Windhuk. .

Nach dem Fund einer vermeintlichen Flugzeug-Bombe in Namibia hat die dortige Polizei am Samstag einen hohen Beamten der Flughafenpolizei festgenommen. Er soll die Attrappe ins Gepäck eines Air Berlin-Flugs geschleust haben.

Wenige Tage nach dem Fund einer vermeintlichen Kofferbombe mit Zielort Deutschland ist in Namibia der Chef der Flughafensicherheitspolizei festgenommen worden. Offenbar habe der Beamte die Bombenattrappe auf eigene Faust in Umlauf gebracht, sagte Namibias Polizeichef Sebastian Ndeitunga am Samstag. Nach dem Fund des verdächtigen Gepäckstücks war ein Air-Berlin-Flieger vorsichtshalber untersucht worden.

Auf eigene Faust gehandelt?

Gab die Festnahme eines hohen Polizeibeamten im Zusammenhang mit der vermeintlichen Bombe bekannt. Namibias Polizeichef Sebastian Ndeitunga. (Foto: rtr)
Gab die Festnahme eines hohen Polizeibeamten im Zusammenhang mit der vermeintlichen Bombe bekannt. Namibias Polizeichef Sebastian Ndeitunga. (Foto: rtr) © REUTERS

Ein hochrangiger Beamter der Flughafenpolizei sei am Freitag überprüft und danach festgenommen worden, sagte der namibische Polizeichef Ndeitunga bei einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Windhuk. Der Beamte, der bereits seit mindestens fünf Jahren bei der Flughafenpolizei arbeite, werde am Montag einem Richter vorgeführt. Er soll die Bombenattrappe auf eigene Faust in Umlauf gebracht haben, es handele sich nicht um eine Polizeiaktion. „Wir wissen noch nicht, ob der Polizeibeamte allein handelte oder mit anderen Personen“, sagte Ndeitunga.

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums teilte in Berlin unter Berufung auf die namibischen Sicherheitsbehörden mit, bei dem Festgenommenen handele es sich um den Leiter der Flughafensicherheitspolizei in Windhuk, der den sogenannten Realtest-Koffer auf das Gepäckbeförderungsband gelegt haben soll. Der Beamte sei „zwischenzeitlich geständig“, die Motive seien aber noch unklar. Das Bundeskriminalamt stehe mit den namibischen Behörden „eng in Kontakt“. Am Samstag fand laut Ndeitunga ein Treffen mit deutschen Polizeibeamten statt, anschließend seien sie nach Deutschland zurückgekehrt.

Das verdächtige Gepäckstück, eine in Plastik gewickelte Laptoptasche mit Kabeln und einer Zeitschaltuhr in ihrem Inneren, war am Mittwoch entdeckt worden. Nach ersten Erkenntnissen handelte es sich dabei um einen Realtestkoffer, mit dem Sicherheitsmaßnahmen getestet werden, wie Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Freitag sagte. Ebenfalls am Mittwoch hatte die Bundesregierung wegen konkreter Hinweise auf Anschlagspläne von Islamisten Terroralarm ausgelöst.

Vorgehen sehr ungewöhnlich

Air Berlin äußerte sich verwundert über die Umstände des mutmaßlichen Bombenattrappen-Tests. Ein derartiges Vorgehen sei „sehr ungewöhnlich“, sagte eine Sprecherin der Fluggesellschaft der „Frankfurter Rundschau“ (Samstagsausgabe). So sei für Air Berlin bis zum Freitag völlig unklar gewesen, ob es sich um einen realen Anschlagsversuch oder um einen Test gehandelt habe und wer der Urheber gewesen sei. Die Aktion habe erhebliche Unregelmäßigkeiten im Betrieb der Fluggesellschaft verursacht.

Die Sprecherin führte aus, nach einem zweiten Komplett-Check der Maschine und aller Passagiere habe die daher verspätete Maschine in Djerba zwischenlanden müssen, weil die Crew ihr arbeitsrechtliches Zeitkontingent überschritten hatte. Mit sechs Stunden Verspätung sei die Maschine schließlich in München gelandet.

Nach Informationen der „Frankfurter Rundschau“ herrscht in Unternehmenskreisen zudem Unverständnis über das Verhalten des Bundeskriminalamtes (BKA). Das BKA habe am Donnerstag mit einer Meldung über „ein sicherheitsrelevantes Ereignis im internationalen Luftverkehr“ Befürchtungen genährt, es sei ein Anschlag auf die Air-Berlin-Maschine geplant gewesen und hatte von einer „Verladung des Gepäcks in einen Airbus der Fluggesellschaft LTU/Air Berlin“ gesprochen. „Das Gepäckstück hatte keine Identifikation, war nicht für uns bestimmt und sollte nicht in unsere Maschine verladen werden“, sagte die Air-Berlin-Sprecherin. (afp)