Paris. .
Sie nennen ihn den „eiskalten Engel“. Ein Attribut für die Ewigkeit: so widersprüchlich, so rätselhaft, so treffend. Alain Delon: Gangster und Gejagter, Killer und Herzensbrecher. Am heutigen Montag wird der Weltstar 75 Jahre alt.
Sie nennen ihn den „eiskalten Engel“. Ein Attribut für die Ewigkeit: so widersprüchlich, so rätselhaft, so treffend. Als Alain Delon in die Rolle des kaltblütigen Killers Jef Costello schlüpft, rennen allein in Frankreich über zwei Millionen Menschen ins Kino. Und schaffen einen Mythos: Delon, Gangster und Gejagter, Killer und Herzensbrecher, Weltstar. Doch je größer der Abstand zu Jahren des Ruhms, desto tiefer der Graben zwischen Alain Delon und den Franzosen. Sie mögen ihn respektieren und sich vor seinem beeindruckenden Lebenswerk verneigen, aber sie lieben ihn nicht. Im Gegenteil: Sie zeigen ihm die eiskalte Schulter. Am Montag, 8. November, wird Alain Delon 75.
Wenn die Zeitung „Le Journal du Dimanche“ regelmäßig die beliebtesten 50 Menschen der Republik kürt, bekleiden Musiker und Schauspieler stets die ersten Ränge. Seltsam nur: Der Name Alain Delon taucht auf der Top-50-Liste schon lange nicht mehr auf. Nun könnte Frankreichs Weltstar in altersmilder Gelassenheit über diesen demonstrativen Liebesentzug hinwegsehen, doch stattdessen giftet er – beleidigte Leberwurst – zurück.
Lange ist es her, dass sie dem blendend aussehenden Delon den roten Teppich ausrollten. In den 60er und 70er Jahren, da rissen sich Star-Regisseure wie Luchino Visconti, Henri Verneuil und Jean-Luc Go-dard um den Beau mit den stahlblauen Augen. Er spielte mit Kinolegenden wie Lino Ventura, Jean Gabin, Yves Montand und André Bourvil.
Doch seit Jahren umgibt den einsamen Weltstar eine beklemmende Kälte. Gewiss: Vor zwei Jahren ließen sie ihn noch mal mitspielen, gaben ihm den Caesar in „Asterix bei den Olympischen Spielen“.
Skandale um Drogen und Sex
Doch Girlanden flechten sie ihm nicht daheim, sondern auffallend oft auf der anderen Rheinseite: Bambi hier, Goldene Kamera dort und in Berlin den Goldenen Ehrenbär fürs Lebenswerk.
Wie zerrüttet das Verhältnis zu seiner Heimat ist, erfuhren die Franzosen spätestens vor zehn Jahren, als Delon, der einstige Indochina-Kämpfer, der angeblich glühende Patriot und Napoleon-Verehrer, Fahnenflucht begeht und die Schweizer Staatsbürgerschaft annimmt.
Was macht ihn nur so unbeliebt? Seine große Sympathie für Le Pens rechtsextremistische Front National? Seine angeblichen Verbindungen zur Unterwelt sowie Skandale um Drogen und Sex?
Er ist ein Liebling der Frauen, ein Bel Ami wie aus dem Bilderbuch, aber seine Beziehungen halten nicht lange. Die turbulenteste Affäre beginnt er 1959 mit der 20-jährigen Romy Schneider, die unbedingt vom Sissi-Image loskommen will und dem raubeinigen Franzosen regelrecht verfällt. Zwar heiratet er Nathalie Delon und bekommt mir ihr den Sohn Anthony, doch immer wieder kehrt er zu seiner großen Liebe zurück – auch auf der Leinwand, wie etwa 1968 in dem spektakulären Film „Swimmingpool“.
Aufgewachsen bei Pflegeeltern
Als auch die Beziehung zu der Schauspielerin Mireille Darc scheitert, heiratet er schließlich das niederländische Model Rosalie van Breemen. Mit ihr hat er zwei Kinder, Anouchka (19) und Alain-Fabien (16), doch auch diese Ehe zerbricht vor acht Jahren.
Geht Delons Bindungsunfähigkeit auf ein Trauma seiner Kindheit zurück? Als die Ehe seiner Eltern in die Brüche geht, wächst der kleine Alain bei Pflegeeltern und in Internaten auf.
Seit Jahren lebt Delon einsam auf einem herrschaftlichen Anwesen bei Paris. Depressionen sollen ihn plagen. Und doch gibt’s in letzter Zeit kleine Lichtblicke. Im erbitterten Sorgerechtsstreit mit seiner zweiten Frau soll er die Herzen der Kinder gewonnen haben, berichtet die Klatschpresse. Mit Töchterchen Anouchka will er sogar in einem Pariser Theater auftreten. Kein schlechtes Geschenk zu seinem 75. Geburtstag an diesem Montag.