Berlin. .

Nach Ansicht des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe lässt sich der Mangel an Personal in der Branche nicht durch Zuwanderung aus dem Ausland decken. Die Arbeits- und Ausbildungsbedingungen seien international nicht konkurrenzfähig.

Nach Ansicht des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK) lässt sich der Mangel an Personal in der Branche nicht durch Zuwanderung aus dem Ausland decken. Deutschland schneide in seiner Attraktivität für gut qualifizierte Krankenpfleger im internationalen Vergleich schlecht ab, sagte Verbandspräsidentin Gudrun Gille in Berlin. Die Arbeits- und Ausbildungsbedingungen seien nicht konkurrenzfähig. Darunter litten bereits heute Patienten und Mitarbeiter.

Die Hilfebedürftigen würden schlecht versorgt, und die Beschäftigten seien im Dauerstress, sagte Gille. „Wenn jetzt die Weichen nicht konsequent umgestellt werden, ist der totale Pflegekollaps nicht mehr aufzuhalten.“ Die politisch Verantwortlichen hätten zwar endlich den dringenden Fachkräftebedarf erkannt, vor dem die Branche seit Jahren warne. Unerträglich sei aber die sich fortsetzende „Pflegen kann jeder“-Haltung, indem Langzeitarbeitslose und schwer vermittelbare Jugendliche als Lösung herhalten sollen, kritisierte Gille.

In den Pflegeheimen wird dem Verband zufolge die nötige Fachkraft-Quote permanent unterschritten, weil die Stellen nicht besetzt werden können. Die Mitarbeiter seien ständig überfordert, Zehn-Stunden-Schichten in hohem Arbeitstempo ohne Pause seien Alltag. Es gebe aber keinen generellen Mangel an Pflegekräften in Deutschland, bloß wolle kaum einer mehr unter den gegenwärtigen Bedingungen arbeiten.

Mindestlohn von 8,50 Euro laut Berufsverband relativ niedrig

Seit dem 1. August 2010 sollen Pflegekräfte einen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro in den westdeutschen Bundesländern sowie Berlin und 7,50 Euro in Ostdeutschland erhalten. Die Verordnung gilt nach Angaben des Bundesarbeitsministeriums nur für Arbeitnehmer, die überwiegend „Grundpflegeleistungen“ erbringen. Dazu gehörten etwa das Waschen der Patienten, Hilfe beim Anziehen oder Treppensteigen sowie die Zubereitung von Mahlzeiten und das „Füttern“. Auszubildende, Praktikanten sowie reine Haushaltshilfen blieben ausgeschlossen.

Nach Ansicht des Berufsverbandes für Pflegeberufe sind diese vereinbarten Lohnuntergrenzen im Vergleich zu anderen Branchen niedrig. So müssten im Bauhauptgewerbe selbst für Ungelernte mindestens 9,25 Euro gezahlt werden, bei Malern und Lackierern gelte eine Untergrenze von 9,50 Euro und Dachdeckern stehe ein Mindestlohn von 10,60 Euro zu.

Bundesgeschäftsführer des Berufsverbandes, Franz Wagner, kritisierte, dass das Pflegepersonal wegen seines Verantwortungsgefühls für die Patienten von seinen Arbeitgebern ausgebeutet werde. Die Hilfebedürftigen wiederum würden schlecht versorgt, warteten lange auf Medikamente und auf Hilfe beim Aufsuchen der Toilette. Aber sie beklagten sich nicht darüber, weil sie selbst sähen, „wie die Schwestern laufen“. (dapd)