Berlin/Essen. .

Der brisante Tarifkonflikt betrifft auch private Konkurrenten wie Abellio und Arriva. Schon am Dienstag kann es bundesweit zu Warnstreiks kommen - mit Auswirkungen auf den Nah- und Regionalverkehr.

„Das ist diesmal keine gewöhnliche Tarifrunde“, sagt Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber der WAZ. Schließlich geht es nicht nur um höhere Entgelte für die rund 148 000 Beschäftigten im regionalen Schienenverkehr, sondern insbesondere um flächendeckende Tarifstandards – für die Deutsche Bahn und ihre Konkurrenten. Die besondere Brisanz des Tarifkonflikts bekommen nun auch die Fahrgäste zu spüren. Ab Dienstag müssen sie sich im Nah- und Regionalverkehr auf bundesweite Warnstreiks einstellen.

Wo und wann genau sie den Betrieb zeitweilig lahm legen werden, wollen die Gewerkschaften Transnet und GDBA am heutigen Montag bekannt geben. Bestreikt werden voraussichtlich auch die sechs großen Bahn-Konkurrenten Abellio, Arriva, Benex, Veolia und Keolis sowie die Hessische Landesbahn. Gewerkschaftssprecher Oliver Kaufhold zeigte sich überzeugt, dass die Beschäftigten auch bei den kleinen Bahnen streikfähig sind. „Bei allen Unternehmen haben wir genug Leute, um so etwas auf die Beine zu stellen“, sagte er. Die Deutsche Bahn wie­derum bereitet sich darauf vor, während der Streiks zusätzliche Mitarbeiter einzusetzen, um die Folgen für die Kunden so gering wie möglich zu halten.

Arbeitgeber sind grundsätzlich zur Einführung eines Flächentarifs

Die Gemengelage in dem Tarifkonflikt ist ungewöhnlich kompliziert. Bevor es um eine bessere Bezahlung geht, wollen die Gewerkschaften zuerst die gleiche Entlohnung bei all­en deutschen Eisenbahnunternehmen durchsetzen. Letztlich soll es keinen Unterschied mehr machen, ob der Beschäftigte bei der Deutschen Bahn oder einem der privaten Verkehrsunternehmen angestellt ist. Bisher zahlen die meisten privaten we­sentlich weniger als die Deutsche Bahn.

Bereits seit Monaten laufen die Gespräche der Tarifparteien. Anfang Oktober war auch die sechste Runde der Tarifgespräche ohne Ergebnis abgebrochen worden. Nun verschärfen die Gewerkschaften ihre Gangart. Zwar sind die Arbeitgeber grundsätzlich zur Einführung eines Flächentarifs bereit, doch das vorliegende Angebot reicht Transnet und GDBA nicht aus. Bahn-Vorstand Weber nennt die Warnstreiks „unverständlich“. Ein kompromissfähiges Angebot liege seit dem 8. Oktober auf dem Tisch, sagte er.

Kultiger Bahnsprecher

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    Der einheitliche Tarif ist allerdings nur eines der Themen der diesjährigen Tarifrunde. Außerdem geht es noch um höhere Löhne und eine mögliche Verlängerung der Beschäftigungsgarantie bei der Deutschen Bahn. Sechs Prozent mehr Lohn verlangt die Tarifgemeinschaft von Transnet und GDBA, gut fünf Prozent fordert die Gewerkschaft der Lokomotivführer. Aus Kreisen des Unternehmens ist Verständnis für den Wunsch nach einem deutlichen Aufschlag zu hören, jedoch nicht in dieser Höhe. So kann es gut sein, dass nach einer Einigung über den Branchentarif neuerliche Arbeitskämpfe drohen.

    Bahn-Manager Weber jedenfalls will sich in der derzeit angespannten Situation nicht auf Spekulationen über einen langen Tarifkonflikt einlassen. Auf die Frage, ob er mit Streiks auch vor Weihnachten rechne, sagte er: „Zum jetzigen Zeitpunkt bereits über Streiks zu Weihnachten zu sprechen, halte ich angesichts unserer intensiven Bemühungen um Einigung für, gelinde gesagt, unangemessen.“