Stuttgart. .
Der Zusammenschluss der Autobauer Porsche und Volkswagen wird sich verzögern. Der Grund: steuerliche Fragen und mehrere offene Klagen vor Gerichten.
Die Fusion der Autobauer Volkswagen und Porsche kommt ins Stocken: Der bisherige Zeitplan zur Eingliederung von Porsche in den VW-Konzern bis Ende 2011 ist möglicherweise nicht zu halten, wie der VW- und Porsche-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn am Dienstag in Stuttgart erklärt. Die angestrebte Verschmelzung könne sich „möglicherweise verzögern“, sagte der Manager bei der Bilanzvorlage der Porsche-Holding.
Winterkorn nannte verschiedene Gerichtsverfahren und Unklarheiten bei Steuerfragen als Grund für die eventuelle Verzögerung. So klagen in den USA beispielsweise mehrere Hedge-Fonds, in Deutschland ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen möglicher Gesetzesverstöße im Rahmen des Übernahmekampfes Porsche-VW im Jahr 2009. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dapd gilt es in VW-Aktionärskreisen bereits als sicher, dass die Verschmelzung 2011 nicht mehr kommen wird.
Alternativer Weg zum Zusammenschluss
Bisher sieht der nun fragliche Zeitplan so aus: 2011 will Volkswagen für 3,55 Milliarden Euro das Vertriebsgeschäft der Porsche Holding Salzburg kaufen. Das Geld soll an die Eigentümerfamilien Porsche/Piech fließen. Ebenfalls 2011 wollen die Familien mit den Milliarden das Stammkapital der Porsche SE erhöhen. Außerdem soll die Porsche SE neue Vorzugsaktien ausgeben.Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch kündigte an, auf der Porsche-Hauptversammlung am 30. November in Stuttgart solle die Kapitalerhöhung beschlossen werden. Der Emissionserlös soll 5 Milliarden Euro betragen. Mit dem Geld will die Porsche-Holding ihre Schulden von zur Zeit etwa 6 Milliarden Euro abtragen.Porsche hatte sich 2009 tief verschuldet, um den VW-Konzern zu übernehmen. Der Plan scheiterte. Volkswagen musste umgekehrt Porsche retten und gliedert den Sportwagenbauer nun in den Konzern ein.
Als letzter Schritt dieser Fusion sollte nach bisherigen Plänen die Verschmelzung von Porsche mit VW bis Ende 2011 erfolgen. Pötsch erklärte nun, er könne nicht mehr sicher sagen, dass „die avisierte Verschmelzung als nächster Schritt der Kapitalerhöhung zügig folgen wird“. Winterkorn und Pötsch machten aber klar, dass am Ziel der Verschmelzung nicht gerüttelt werde.
Porsche will auf 150.000 verkaufte Autos kommen
Pötsch zeigte bereits einen Ausweg auf, falls die Fusion klemmt: Demnach könnte VW den restlichen Anteil am Sportwagengeschäft von Porsche kaufen: Volkswagen hält seit Dezember bereits 49,9 Prozent im Wert von 3,9 Milliarden Euro am operativen Porsche-Geschäft. Der Rest gehört der Porsche Holding SE, die wiederum auch 51 Prozent der VW-Aktien hält. Die hohen Schulden der Porsche Holding könnten dann mit den Milliarden aus dem Kaufpreis des operativen Geschäftes und den Einnahmen aus der Kapitalerhöhung abbezahlt werden.
Im Tagesgeschäft kommt Porsche dagegen immer besser in Fahrt: In den Monaten August und September liegt der Umsatz über den Vorjahreswerten, wie der neue Chef der Sportwagensparte, Matthias Müller, mitteilte. Im abgelaufenen Geschäftsjahr (31. Juli) hatte Porsche rund 82.000 Autos verkauft und einen Rekordumsatz von 7,8 Milliarden Euro eingefahren. Der operative Gewinn betrug 1,18 Milliarden Euro.Müller nannte als langfristiges Ziel einen Absatz von 150.000 Stück pro Jahr. Er will außerdem Porsche-Autos wieder sportlicher machen. (dapd)