Stuttgart/Wolfsburg. .

Matthias Müller, der bisherige Chefstratege von VW, wird Vorstandvorsitzender des Sportwagenherstellers. Er ersetzt Michael Macht, der in den Vorstand von Volkswagen wechselt.

Der VW-Topmanager Matthias Müller wird neuer Vorstandsvorsitzender des Sportwagenbauers Porsche. Der bisherige Porsche-Chef Michael Macht wechselt in den VW-Konzernvorstand und übernimmt die weltweite Verantwortung für die Werke. Der Wechsel soll zum 1. Oktober in Kraft treten, wie beide Unternehmen am Mittwoch mitteilten. Der bisherige VW-Produktionsvorstand Jochem Heizmann übernimmt ein neu geschaffenes Vorstandsressort für Nutzfahrzeuge.

Der 57 Jahre alte Müller ist bisher Leiter der VW-Produktstrategie. Er hatte in den vergangenen drei Jahren die Produktlinienentwicklung innerhalb des Wolfsburger Konzerns vorangetrieben. Er gilt als Vertrauter von VW-Chef Martin Winterkorn. „Mit Matthias Müller gewinnen wir einen ausgewiesenen Produktexperten mit außergewöhnlicher Kompetenz für das Zusammenspiel eigenständiger Marken in einem integrierten und weltweit führenden Automobilkonzern“, sagte Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche.

Mit der Entsendung von Müller verstärkt Wolfsburg den Griff auf die Tochter Porsche. Konzernchef Winterkorn dringt darauf, kleinere Porschemodelle auf der Basis vorhandener VW-Technik auf den Markt zu bringen, etwa einen kleinen Geländewagen auf der Grundlage des VW-Tiguan. Bei Porsche gibt es bisher Bedenken, weil eine Verwässerung des sportlichen Markenkerns befürchtet wird. Winterkorn will aber mit Porsche deutlich höhere Gewinne einfahren und braucht dafür neue Modelle.

Drahtseilakt für Macht

Der scheidende 49 Jahre alte Porsche-Chef Macht hatte nach dem Abgang von Wendelin Wiedeking vor einem Jahr die Leitung des Sportwagenbauers übernommen. Seitdem hat er sich mit der erfolgreichen Einführung der neuen Luxuslimousine Panamera Verdienste erworben. Dagegen läuft der klassische Porsche 911 derzeit eher lahm. Wiedeking hatte die Karriere von Macht bei Porsche über Jahre gefördert.

Bei VW muss Macht nun dafür sorgen, dass die Produktion mit dem aktuellen kräftigem Wachstum in Ländern fern von Deutschland Schritt halten kann. Allerdings muss er auch die Auslastung der vergleichsweise teuer produzierenden deutschen VW-Werke garantieren, sonst droht Ärger mit dem mächtigen Betriebsrat. Betriebsratschef Bernd Osterloh erklärte bereits, Machts Aufgabe sei auch, dass „alle Standorte wettbewerbsfähig sind, damit die Arbeitsplätze gesichert und gute Tarifverträge verhandelt werden können“.

Für Machts Wolfsburger Vorgänger Heizmann schafft der Konzern ein neues Vorstandsressort für Nutzfahrzeuge. „Das Lkw-Geschäft ist ein entscheidender Bestandteil der Wachstumsstrategie des Volkswagen-Konzerns. Entsprechend ihrer Bedeutung werden die Lkw-Aktivitäten zukünftig direkt vom Konzernvorstand gesteuert“, erklärte Winterkorn.

Bisher hatte VW einen eigenen Vorstand unterhalb der Konzernleitung für das Nutzfahrzeuggeschäft in Hannover, zuständig für die Transporter. Daneben ist VW Hauptaktionär der LKW-Hersteller MAN und Scania. Beide Unternehmen werden bisher von eigenständigen Vorständen geführt. VW strebt eine engere Zusammenarbeit von MAN und Scania an, aber die Annäherung stockt.

Porsche hatte bis Sommer 2009 unter Führung des damaligen Vorstandschef Wendelin Wiedeking versucht, den VW-Konzern mit Hilfe riskanter Spekulationsgeschäfte zu übernehmen. Der Angriff scheiterte, und im Gegenzug musste VW den hoch verschuldeten Sportwagenbauer stützen. Nun werden beide Autobauer unter Führung von VW bis 2011 verschmolzen. VW-Hauptaktionär werden dann die Familien Porsche und Piech, die ursprünglich Alleinherrscher bei Porsche waren.