Stuttgart. .

Gegner und Befürworter des Bahnprojekts „Stuttgart 21“ werden sich nach tagelangem Tauziehen nun doch am Runden Tisch treffen. Für diesen Dialog demonstrierten Tausende im Schlosspark.

Im Streit um das Bahnprojekt „Stuttgart 21“ wird ab Freitag geschlichtet. Der zum Schlichter berufene CDU-Politiker Heiner Geißler habe den Weg dazu frei gemacht, sagte der Grünen-Landtagsabgeordnete Werner Wölfle am Donnerstagabend in Stuttgart nach einem Treffen Geißlers mit den Gegnern des Bahnhofumbaus. Für den Freitag ist demnach die konstituierende Sitzung der Gespräche zwischen den Projektgegnern und Vertretern der Bahn und der baden-württembergischen Landesregierung geplant.

Bislang drohten die Vermittlungsgespräche an der harten Haltung beider Seiten im Streit um einen Baustopp während der Gespräche zu scheitern. Vor dem Treffen mit Geißler am Donnerstag hatten die Projektgegner aber Kompromissbereitschaft signalisiert, wenn die Deutsche Bahn sich ebenfalls bewege.

“Stuttgart 21“ sieht vor, dass der bisherige Stuttgarter Kopfbahnhof als Durchgangsbahnhof in den Untergrund verlegt wird. Die Gegner warnen vor hohen Kosten, negativen ökologischen Folgen und Sicherheitsgefahren durch das Milliardenprojekt.

Tausende demonstrieren für „Stuttgart 21“

Mit einem Lauf durch den Stuttgarter Schlosspark und einer anschließenden Kundgebung am Marktplatz haben am Donnerstag mehrere tausend Menschen für das umstrittene Bahnprojekt „Stuttgart 21“ demonstriert. Polizei und Organisatoren berichteten übereinstimmend von zirka 5.000 Teilnehmern. Die Demonstration verlief ohne Zwischenfälle. Unter dem Motto „Zeit zu reden“ plädierten mehrere Redner vor dem Stuttgarter Rathaus unter anderem für einen Dialog mit den Gegnern des Projekts. Darunter befanden sich auch der Vizepräsident des Europäischen Parlaments, Rainer Wieland (CDU), der Grünen-Politiker Stefan Faiß und der Präsident des Württembergischen Leichtathletikverbands, Jürgen Scholz.

Organisator Steffen Kauderer kündigte für den 23. Oktober eine Großkundgebung der Projektbefürworter auf dem Stuttgarter Schlossplatz an.

Gegen „verzerrte Wahrnehmung“

Eine Gruppe der Befürworter zog im Anschluss an die Demonstration zum Bauzaun am Nordflügel des Hauptbahnhofs. „Uns geht es darum, auch am Ort des Geschehens Präsenz zu zeigen“, sagte der Initiator der Aktion, Matthias Kauffmann zuvor. Dort hingen nur Plakate von Gegnern des Projekts, dies sei eine „verzerrte Darstellung der öffentlichen Meinung“, sagte Kauffmann weiter und verwies auf eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS, wonach 46 Prozent der Baden-Württemberger das Projekt unterstützten und 43 Prozent es ablehnten.

Kauffmann bekräftigte, Stuttgart brauche den neuen Bahnhof, zeigte sich aber zugleich bereit zu Zugeständnissen. „Man muss sich überlegen, ob es notwendig ist, dass wirklich so eine große Zahl von Bäumen gefällt wird oder der Südflügel abgerissen wird“, sagte er auf dapd-Anfrage. Ihm gehe es um den Dialog mit der anderen Seite. „Man kann auch von den Gegnern einiges lernen“, fügte er hinzu. Dazu müsste man allerdings mit ihnen reden.

Zunächst herrschte Unklarheit, ob die „Stuttgart 21“-Befürworter zum Bahnhofsnordflügel ziehen würden, da die Polizei nach Darstellung eines der Organisatoren Bedenken erhoben haben soll. Kauffmann wies dies aber zurück. Zum Streiten gehörten immer zwei, sagte er und versicherte zugleich, dass alles friedlich sei. (afp/dapd)