Essen. .
Bei Thyssen-Krupp beginnt heute die Ära Heinrich Hiesinger. Der frühere Siemens-Manager ist zunächst stellvertretender Vorstandschef. Ab 2011 soll er das Unternehmen dann führen.
Obwohl er seinen Dienst bei Thyssen-Krupp offiziell erst heute antritt, war Heinrich Hiesinger schon in den vergangenen Tagen viel im Reich des Revierkonzerns unterwegs. Er hat ausgiebige Gespräche mit Managern geführt, vor Führungskräften gesprochen und ist viel gereist, um die zahlreichen Geschäftsfelder von Thyssen-Krupp zu überblicken. Hiesinger läuft sich dafür warm, den langjährigen Konzernchef Ekkehard Schulz abzulösen. Ab sofort ist der bisherige Siemens-Manager stellvertretender Vorstandsvorsitzender von Thyssen-Krupp, am 21. Januar nächsten Jahres soll er den Posten an der Konzernspitze übernehmen.
Mit dem Wechsel ist eine Zäsur verbunden: Ein 50 Jahre alter Technologie-Manager löst den 69-jährigen Stahlmann ab. Künftig wird ein Elektrotechniker an der Spitze des größten deutschen Stahlkonzerns stehen. Verpflichtet wurde Hiesinger im Mai von Multi-Aufsichtsrat Gerhard Cromme, der sowohl bei Siemens als auch Thyssen-Krupp Chef des Kontrollgremiums ist.
Ausbau der Technologiesparte
Hiesinger war im Siemens-Vorstand für die wichtige Industriesparte und damit für mehr als 200.000 Beschäftigte verantwortlich. Zum Vergleich: Thyssen-Krupp zählt knapp 190.000 Mitarbeiter. Bei Siemens hat Hiesinger eine Bilderbuchkarriere hinter sich. Nach der Universität heuerte der gebürtige Schwabe bei dem Technologiekonzern an und arbeitete sich Etage für Etage nach oben. Seine große Chance bekam Hiesinger 2007, als Aufsichtsratschef Comme im Zuge der Korruptionsaffäre die Erneuerung der Konzernspitze vorantrieb und Hiesinger in den Siemens-Vorstand holte.
Bei Thyssen-Krupp warten anspruchsvolle Aufgaben auf Hiesinger. Bislang wird das Unternehmen vor allem als Stahlkonzern wahrgenommen. Das dürfte sich mit der Benennung des langjährigen Siemensianers ändern. Aufsichtsratschef Cromme hat als Ziel ausgegeben, dass der neue Konzernchef vor allem den Ausbau der Technologiesparte vorantreibt. „Thyssen-Krupp ist und bleibt ein Werkstoff- und Technologiekonzern, dessen Produktpalette jedoch noch verbessert werden muss“, sagte Cromme vor einigen Wochen und fügte hinzu: „Konkret wollen wir den Technologiebereich weiter ausbauen. Dazu haben wir nun auch die richtige Mannschaft.“
Ersten offiziellen Dienstreise nach Japan
In der Essener Unternehmenszentrale wurden einige globale „Megatrends“ identifiziert, darunter die Themen Infrastruktur und Mobilität. Es sind Geschäftsfelder, auf die auch Siemens schon seit einiger Zeit setzt. Erfahrungen, die Hiesinger beim Münchner Mischkonzern gesammelt hat, dürften ihm helfen, den Wandel des Revierkonzerns zu gestalten. Der erfahrene Industriemanager gilt als Geschäftsentwickler, nicht als bloßer Kostendrücker.
Dieser Tage bricht Hiesinger zu seiner ersten offiziellen Dienstreise für Thyssen-Krupp auf. Gemeinsam mit Schulz fliegt er zum Stahlkongress nach Tokio. Wenn er den Vorstandschef im kommenden Januar ablöst, endet für Thyssen-Krupp eine Ära. Schulz wurde 1998 an die Spitze der damaligen Thyssen AG berufen und ist seit der Fusion mit Krupp im Jahr 1999 Vorstandschef des Konzerns.