Berlin. .
Das Armutsrisiko in Deutschland ist aus Sicht der Organisation für Wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit besonders hoch. Aber nicht, weil Hartz IV zu niedrig ist, sondern sich Arbeit zu wenig lohnt.
Die Organisation für Wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) hat die Bundesregierung aufgefordert, die Neuberechnung der Hartz-IV-Sätze für eine Kurskorrektur in der Arbeitsmarktpolitik zu nutzen. Das Armutsrisiko in Deutschland sei im internationalen Vergleich „sehr hoch“, sagte OECD-Experte Herwig Immervoll der „Frankfurter Rundschau“. Dies liege aber nicht an zu niedrigen Sozialleistungen, sondern an den geringen Anreizen zur Aufnahme existenzsichernder Beschäftigung.
„Seit Mitte der 90er Jahre fördert Deutschland zu stark niedrig entlohnte Jobs“, sagte Immervoll dem Blatt. Daher sei es richtig, wenn die Koalition die Zuverdienstregeln für Hartz-IV-Bezieher ändern wolle. Langzeitarbeitslose hätten „nach wie vor einen vergleichsweise geringen finanziellen Anreiz, eine existenzsichernde Beschäftigung anzunehmen“. Das müsse die schwarz-gelbe Koalition ändern. Die Koalition hat eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die noch im Oktober Vorschläge für neue Zuverdienstregeln präsentieren soll. (afp)