Düsseldorf .

In Deutschland sterben jährlich 1000 Menschen, weil Spenderorgane fehlen. Nun schlägt Union-Fraktionschef Kauder eine Regelabfrage vor. In Personalausweisen und Führerscheinen solle festgehalten werden, ob ein Bürger Organe spenden will.

J ährlich sterben in Deutschland über 1000 Menschen, weil es kein Spenderorgan für sie gibt. 12 000 Patienten stehen auf der Warteliste. Nun mehren sich die Stimmen, die eine Neu­regelung fordern.

Bislang darf sterbenden Pa­tienten nur dann ein Organ entnommen werden, wenn der Betroffene einen Spenderausweis besitzt oder wenn Verwandte glaubhaft machen, dass er seinen Willen zu einer Spende bekundet hatte.

Nun schlägt Unions-Bundestagsfraktionschef Volker Kauder vor: Wer einen Personalausweis oder Führerschein beantragt, soll ge­fragt werden, ob er als Organspender bereitsteht. So will er erreichen, „dass die Menschen sich Ge­danken darüber machen müssen“, sagte Kauder der WAZ.

Nichts hält Kauder davon, dass nur der ein Organ erhält, der selbst einen Spenderausweis habe: „Das ist ethisch nicht vertretbar.“ Zu­gleich sprach er sich gegen die in manchen Ländern geltende Wi­derspruchslösung aus, die besagt: Wer nicht ausdrücklich widerspricht, kommt automatisch als Organspender infrage.

Auch NRW-Gesundheitsministerin gegen Widerspruchslösung

NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) sieht das ähnlich: „Ich bin absolut gegen eine Widerspruchslösung.“ Es gehe um „das Selbstbestimmungsrecht jedes Einzelnen“. Stattdessen fordert sie „ein Zentralregister auf Basis einer zuverlässigen Abfrage, ob man zur Organspende bereit ist oder nicht“.

Ihr Vorgänger und heutige CDU-Landtagsfraktionschef Karl-Josef Laumann (CDU) hält dagegen eine Widerspruchslösung für „sinnvoll“. Laumann: „Eine solche Regelung ist aber in Deutschland derzeit unrealistisch.“ Er sehe keine Initiative, die sie durchsetzen könne.

Eine gemeinsame Initiative, unabhängig von der Fraktionszugehörigkeit, wünscht sich Carola Reimann (SPD). Die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Bundestag will erreichen, dass sich mehr Menschen mit dem Thema be­schäftigen. „Jeder sollte gefragt werden, muss aber auch Nein sagen können.“ Sie hält es für keine gute Idee, solch eine sensible medizinische Information in einen Führerschein zu drucken.

Rudolf Henke, Chef der Ärztevereinigung Marburger Bund, sieht die Kliniken in der Pflicht: „Nur jede zweite der 1350 infrage kommenden Kliniken in Deutschland meldet eine oder mehrere Organspenden im Jahr.“ Nur 40 Prozent aller Patienten mit Hirntod würden als mögliche Spender gemeldet. Henke: „Was nützt ein Organspende-Ausweis, wenn der Patient gar nicht erst als Spender wahrgenommen wird?“