Düsseldorf. .

Rund 925 Millionen Menschen weltweit sind chronisch unterernährt. Damit ist die Zahl der Hungeropfer im Vergleich zum vergangenen Jahr deutlich gesunken. Die Gründe: gute Ernten und gesunkene Lebensmittelpreise.

Die Zahl der chronisch hungernden Menschen ist deutlich unter eine Milliarde gesunken. Dafür seien vor allem gute Ernten und gesunkene Lebensmittelpreise verantwortlich, teilte die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) am Dienstag mit. Trotzdem sei die Zahl von 925 Millionen unterernährten Menschen „inakzeptabel hoch“ und jenseits aller UN-Zielsetzungen, hieß es in Rom. Nach wie vor sind hauptsächlich Menschen in Afrika und Asien von Hunger betroffen.

Noch vor einem Jahr gab die FAO die Zahl der unterernährten Menschen weltweit mit 1,02 Milliarden an. Der Rückgang zeige insbesondere die Fortschritte Indiens und Chinas bei der Ernährung ihrer Bevölkerung. Beide Länder seien trotzdem noch die Heimat von über 40 Prozent der hungernden Weltbevölkerung. Zwei Drittel der unterernährten Menschen weltweit leben laut FAO-Bericht in sieben Ländern: China, Indien Pakistan, Bangladesch, Indonesien, Äthiopien und der Demokratischen Republik Kongo.

„Tieferes strukturelles Problem“

Dass trotz der ehrgeizigen Zielsetzungen und etlicher UN-Konferenzen weiterhin Hunderte Millionen Menschen Hunger litten, deute „auf ein tieferes strukturelles Problem hin, das die Fähigkeit, international erzielte Vereinbarungen umzusetzen, ernsthaft bedroht“, folgert die FAO. Sie versuche weiterhin, Regierungen auf der ganzen Welt auf das UN-Millenniumsziel zur Reduktion des Hungers zu verpflichten. Das Millenniumsziel sieht vor, bis 2015 den Anteil der Menschen, die Hunger leiden, auf die Hälfte des Niveaus der Jahre 1990-1992 von 20 auf zehn Prozent zu senken. Sollten die Zahlen bis Jahresende den Trend bestätigen, wäre bereits eine Reduktion auf 16 Prozent gelungen.

Insbesondere steigende Einkommen würden den Menschen in den Entwicklungsländern helfen, dem Hunger zu entkommen, hieß es in dem Bericht. „Zwei Jahre mit Rekordernten haben auf internationalen und auf den einheimischen Märkten dafür gesorgt, dass die Getreidepreise seit ihrem Höchststand im Jahr 2008 gesunken sind“, hieß es. „Auch wenn die Ernten 2010 geringer ausfallen sollen, wird die allgemeine Versorgungslage als angemessen angesehen.“

UN-Menschenrechtsexperten hatten bereits an Regierungen appelliert, gegen Preisspekulation vorzugehen und die Nahrungsmittelproduktion anzukurbeln. In Mosambik kam es kürzlich wegen der hohen Nahrungsmittelpreise sogar zu tödlichen Krawallen. Allerdings bewegten sich die Preise noch nicht in den Sphären der Jahre 2007 und 2008, als sie in etlichen ärmeren Ländern gewalttätige Unruhen auslösten. (dapd)