Bagdad. .

Siebeneinhalb Jahre dauerte der Kampfeinsatz der US-Armee im Irak - jetzt ist er offiziell zu Ende gegangen. Verteidigungsminister Robert Gates zog eine kritische Bilanz. Dies sei kein „Sieg“.

Nach fast siebeneinhalb Jahren Dauer ist der Kampfeinsatz der US-Armee im Irak am Dienstag offiziell zu Ende gegangen. Angesichts der anhaltend schwierigen Lage im Irak zog US-Verteidigungsminister Robert Gates eine kritische Bilanz und riet in einer Rede in Milwaukee von „Siegesparaden oder Selbstgratulationen“ ab. Präsident Barack Obama wollte sich am Abend in einer Rede an die Nation wenden.

In seiner Ansprache vor US-Veteranen vermied es Gates, das Ergebnis der US-Mission im Irak als „Sieg“ zu deklarieren. „Ich sage nicht, dass im Irak alles gut ist oder unbedingt gut werden muss“, sagte er. Die USA hätten im Irak „immer noch eine Aufgabe und Verantwortung“ zu erfüllen. Gates kritisierte in seiner Rede, dass es Monate nach der Parlamentswahl im Irak immer noch keine Regierung gebe. Die Spannungen zwischen den Volks- und Religionsgruppen seien „weiterhin alltäglich“. Dass Terrornetzwerk El Kaida sei im Irak „geschlagen, aber es ist noch nicht verschwunden“.

„Dramatische Sicherheitszugewinne“

Positiv hob Gates hervor, dass es in den vergangenen Jahren „dramatische Zugewinne an Sicherheit“ im Irak gegeben habe. Das Ausmaß der Gewalt habe „seinen geringsten Stand seit Kriegsbeginn 2003 erreicht“, sagte der Minister. Durch den Abzug aus dem Irak hätten die US-Truppen nun größere Kapazitäten, um sich auf den Einsatz in Afghanistan zu konzentrieren.

Obamas Sprecher Robert Gibbs äußerte vor der für 02.00 Uhr (MESZ) geplanten Rede des Präsidenten die Hoffnung, dass mit dem Ende des Kampfeinsatzes auch die bittere innenpolitische Debatte in den USA enden werde. „Wir können nun die Wunden heilen, die über der Frage aufgerissen wurden, ob wir in den Irak hätten einmarschieren sollen oder nicht“, sagte Gibbs dem Sender ABC. Obama hatte von Beginn des Kriegs 2003 an zu den Kritikern des Einsatzes gezählt.

Ab jetzt: Ausbildung und Beratung

Iraks Regierungschef Nuri el Maliki beteuerte in Bagdad, dass sein Land „fähig“ sei, selbst für Sicherheit zu garantieren. „Heute wird der Irak zu einem souveränen und unabhängigen Land“, sagte Maliki im irakischen Fernsehen. Iraks Sicherheitskräfte würden ihrer neuen Aufgabe gerecht werden, sagte er. Der Abzug der US-Truppen hatte Befürchtungen bezüglich der ohnehin angespannten Sicherheitslage genährt.

Die letzten US-Kampftruppen hatten bereits vor Tagen die Grenze zu Kuwait überquert. Nach ihrem Abzug verbleiben nun noch knapp 50.000 US-Soldaten im Irak, deren Aufgabe sich aber ab Mittwoch auf die Ausbildung und Beratung der einheimischen Truppen beschränkt. Sie sollen das Land bis Ende 2011 verlassen.

Obama wollte in einer live aus dem Oval Office im Fernsehen übertragenen Ansprache an die Nation eine Bilanz des Einsatzes ziehen und über das künftige Verhältnis der USA zum Irak sprechen. Zuvor besuchte der US-Präsident ein Militärkrankenhaus im Norden der Hauptstadt Washington und traf dort mit Soldaten zusammen, die in Afghanistan und im Irak verwundet wurden. (afp)