Washington. .

Ausgerechnet am Jahrestag der berühmtesten Rede des schwarzen Bürgerrechtlers Martin Luther King protestieren in Washington Zehntausende Konservative. Veranstalter ist der rechtspopulistische Moderator Glenn Beck. Auch Sarah Palin mischt mit.

In Washington haben sich Zehntausende konservative Demonstranten zu einer Kundgebung versammelt. Der Organisator der Veranstaltung, der rechtspopulistische Moderator Glenn Beck, erklärte zum Auftakt, die Vereinigten Staaten seien zu lange „durch die Dunkelheit gewandert“. Jetzt sei es Zeit, sich auf die guten Seiten des Landes zu konzentrieren. „Heute beginnt Amerika damit, sich wieder Gott zuzuwenden.“

Zu der Demonstration unter dem Titel „Restoring Honor“ (Die Ehre wieder herstellen) vor dem Lincoln Memorial wurden am Samstag 100.000 Teilnehmer erwartet. Laut Becks Website sollte mit der Veranstaltung Militärangehörigen sowie all jenen Menschen Anerkennung gezollt werden, die „die Gründungsprinzipien (der USA) Anstand, Aufrichtigkeit und Ehre verkörpern“. Die Veranstaltung sei der Moment, „an dem wir die Bürgerrechtsbewegung zurückerobern“, erklärte Beck.

Sarah Palin: „Wir müssen Amerika wiederherstellen“

Auf seine Einladung trat Sarah Palin auf, ein Liebling der Konservativen und mögliche Kandidatin für die Präsidentschaftswahl 2012. Unter den Jubelrufen „USA, USA“ aus der Menge würdigte Palin die amerikanischen Militärangehörigen. In ihrer Rede verglich sie die Demonstranten mit den damaligen Aktivisten, die vor der National Mall Kings Rede hörten. Der gleiche Geist, der die Überwindung von Diskriminierung und Gewalt ermöglicht habe, werde auch den Demonstranten helfen. „Manchmal erscheinen unsere Herausforderungen unüberwindbar“, sagte sie. „Schaut Euch um. Ihr seid nicht allein.“ Palin forderte die Wähler auf, Forderungen nach einem grundlegenden Umbau der Vereinigten Staaten zurückzuweisen. Stattdessen forderte sie: „Wir müssen Amerika wiederherstellen.“

Der prominente Bürgerrechtsaktivist Reverend Al Sharpton sah allerdings keine inhaltlichen Übereinstimmung zwischen der „I Have a Dream“-Rede, in der King die Regierung in Washington aufforderte, die Gleichberechtigung von schwarzen und weißen Amerikanern durchzusetzen, und Becks Botschaft. Die Veranstaltung sei eine gegen die Regierung gerichtete Demonstration, die mehr Rechte für die Einzelstaaten einfordere. King dagegen habe eine starke Zentralregierung verlangt, um die Gleichberechtigung zu garantieren. Sharpton plante für Samstag eine eigene Demonstration mit dem Titel „Reclaim the Dream“ (Rückbesinnung auf den Traum), die in der Nähe des Lincoln Memorial enden sollte.

Veranstalter bezeichnet Obama als Rassisten

Auch Kings Sohn, Martin Luther King III., sah Becks Veranstaltung nicht in der Tradition der Rede seines Vaters. In einem Zeitungsartikel schrieb er: „Mein Vater verteidigte das Recht auf freie Meinungsäußerung. Er wäre der erste, der sagen würde, dass die Teilnehmer an Becks Veranstaltung das Recht haben, ihrer Meinung Ausdruck zu verleihen. Aber der Traum meines Vater schloss hasserfüllte Rhetorik genauso aus wie jede Form von Intoleranz und Diskriminierung aufgrund von Rasse, Glaube, Herkunft, sexueller Ausrichtung oder politischer Überzeugung.“

In seinen Fernseh- und Radiosendungen propagiert der 46-jährige Beck, was er einen auf christlichem Glauben basierenden Patriotismus nennt. Dabei geht er besonders auf verbitterte Konservative und Anhänger der Tea-Party-Bewegung sowie deren Unzufriedenzeit über die Regierung Obamas ein. Der Präsident, so deutet er stets an, sei ein Sozialist. Außerdem unterstellte Beck dem ersten schwarzen US-Präsidenten auch einen „tiefsitzenden Hass auf Weiße“ und nannte ihn einen Rassisten. (apn)