Washington. .

Obamas konservative Gegner machen mobil und proben bei ihrem ersten US-weiten Treffen den Schulterschluss. Ihre simplen Botschaften finden Gehör im ganzen Land. Ihre Galionsfigur heißt Sarah Palin.

„Ihr habt die Gegen-Revolution gestartet“, donnerte Tom Tancredo in den Hotelsaal. Mit seiner Brandrede gegen Barack Obama, diesen „sozialistischen Ideologen“, gab der frühere republikanische Abgeordnete und Ex-Präsidentschaftskandidat aus Colorado beim Auftakt den Ton vor, der die Debatten der „Tea-Party“-Aktivisten bei ihrem ersten landesweiten Treffen in Nashville das Wochenende über prägen wird. Aus dem lockeren Netzwerk lautstarker Krakeeler, die Obama, aber auch die oppositionellen Republikaner bereits erfolgreich unter Druck setzen, soll auf Dauer eine politische Kraft werden.

Wie aus dem Nichts waren die so genannten Tea Partys im letzten Jahr überall im Land aufgetaucht, um aggressiv Obamas Gesundheitsreform-Pläne zu torpedieren. Inzwischen laufen sie Sturm gegen die wachsenden Schuldenberge und den angeblich übermächtigen Staat.

Feindbild Nr. 1 aber bleiben Amerikas erster schwarzer Präsident und seine Demokraten. „Obama ist ein Feind dieses Landes, und er ist nicht der einzige“, sagt Harley Clinton, der weder die Fahrt aus dem zehn Autostunden entfernten Maryland noch die 549 Dollar Teilnahmegebühr gescheut hat, um beim Kongress zu sein.

„Alle wettern gegen die sozialistische Agenda Obamas“

Obamas konservative Gegner trommeln mächtig, auch wenn die Risse in dieser konservativen Gegenbewegung nicht zu übersehen sind. „Wenn man 1000 Aktivisten fragt, was diese Bewegung ausmacht, erhält man 1000 verschiedene Antworten“, sagt Mark Williams, der dem „Tea Party Express“ vorsteht. „Aber alle schwenken US-Fahnen und wettern gegen die sozialistische Agenda Obamas.“

Die simplen Botschaften der „Tea Partys“ finden Gehör im Land. Weder Demokraten noch Republikaner erreichen auch nur annähernd die positiven Umfragewerte der „Tea Partys“. Zum politischen Faktor sind sie längst geworden. Scott Brown, der frisch gebackene republikanische Senator aus dem einstigen linksliberalen Kennedy-Stammland Massachusetts verdankt seinen Überraschungssieg ganz wesentlich der Unterstützung durch die „Tea Partys“.

Vor allem die Republikaner haben im laufenden Wahljahr alle Mühe, die eifernd-rührigen Basisgruppen einzufangen. Selbst John McCain, Obamas Rivale im Präsidentschaftswahlkampf, muss im November um den Wiedereinzug in den Senat zittern. Für die „Tea Partys“ ist auch er Teil des verhassten Washingtoner Establishments.

Galionsfigur Sarah Palin

Wer im Wahlkampf ihre Unterstützung will, soll sich künftig einem „Reinheitstest“ unterziehen, der die Forderungen der „Tea Partys“ detailliert auflistet: Weniger Staat, weniger Steuern und Schulden, gegen Abtreibung und Homoehe und für das Recht, Waffen tragen zu dürfen. Ihre Galionsfigur heißt Sarah Palin. Dass McCains Vize-Präsidentschaftskandidatin für ihren Auftritt vor 1100 Zuhörern, die sich während ihrer Rede Hummer und Steaks schmecken lassen, rund 100 000 Dollar kassiert, war für viele der Freizeit-Aktivisten aus Amerikas Kleinstädten ein Schock.

Unter Druck geraten, schob Palin nun nach, das Geld spenden zu wollen. Am Ruf hat das mächtig gekratzt. Seither lässt Palin keine Gelegenheit aus, die „Tea Partys“ mehr denn je als wahre Stimme Amerikas zu umschmeicheln. Will sie sich tatsächlich 2012 auf den Schild der konservativen Präsidentschaftskandidatin heben lassen, darf sie es sich gerade mit den „Tea Partys“ nicht verscherzen.