Mainz. .

Zwei tote Babys, ein drittes Kind, das noch mit dem Tod ringt. Die Unikinderklinik Mainz geht davon aus, dass es in ihrem Bereich zu einer bakteriellen Verunreinigung der Infusionslösungen kam, mit denen die Kinder ernährt wurden.

Klaus-Peter Mieth, der Leitende Mainzer Oberstaatsanwalt, betonte am Montag, dass die genaue Todesursache der beiden Babys noch unklar sei und es sich auch noch nicht sagen lasse, wie es genau zu der Belastung der Infusionslösungen mit Fäkalkeimen gekommen sei. Polizei und Staatsanwaltschaft richten ihre Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung daher gegen Unbekannt.

Die toten Babys waren zwei und acht Monate alt. Am Freitag vergangener Woche war insgesamt elf Kindern anscheinend mit Darmbakterien verunreinigte Flüssignahrung verabreicht worden. „Zum Glück hat sich bei den meisten der Zustand wieder verbessert“, sagte Prof. Norbert Pfeiffer, Ärztlicher Direktor der Mainzer Universitätsmedizin.

Bislang steht also nur fest: Die verunreinigten Infusionen könnten für den Tod der zwei Säuglinge auf der Intensivstation zumindest mitverantwortlich sein. Die Obduktion der verstorbenen Babys hätte zunächst gezeigt, dass die Kinder schwerste Vorerkrankungen gehabt hätten, so Oberstaatsanwalt Mieth. Mit dem Tod der herzkranken Säuglinge sei gerechnet worden, sagte auch Norbert Pfeiffer. „Aber wir können nicht ausschließen, dass diese Verkeimung dazu beigetragen hat.“

Bis zu 40.000 Todesfälle durch Keime in Krankenhäusern

Die Klinik hat bereits reagiert. „Wir haben den Produktionsprozess für die Infusionen völlig umgestellt“, so Pfeiffer. Es kämen jetzt Infusionslösungen von anderen Herstellern und andere Infusionsbestecke zum Einsatz. „Es ist wichtig, die Ursache herauszufinden, um diese für immer abstellen zu können.“ Von Lösungen, Schläuchen und Arbeitsplätzen seien auch Abstriche genommen worden.

Zwischen 20 000 und 40 000 Todesfälle jährlich gehen nach Schätzungen der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene in Berlin auf das Konto von Krankenhaus-Keimen, die sich Patienten während ihrer Behandlung zuziehen. Die möglichen Folgen von Hygienemängeln reichten von Blaseninfektionen über Amputationen bis zu Todesfällen, so der Vizepräsident der Gesellschaft, Dr. Walter Popp. Popp ist als Arzt zuständig für die Krankenhaushygiene an der Essener Universitätsklinik.

Kritik an Hygiene in Kliniken

Der Facharzt für Hygiene betont, dass Klinikkeime besonders unheilvoll auf Intensivstationen wirkten, „wo Menschen mit einem ohnehin schlechten Gesundheitszustand liegen“. Daher sei es außerordentlich wichtig, dass es Ärzte und Pflegepersonal mit der Hygiene sehr genau nähmen. „Das normale Händewaschen etwa reicht für einen Arzt nicht aus. Er muss die Hände auf jeden Fall desinfizieren und zwar vor jedem Patientenkontakt.“

Leider geschehe dies nicht immer, kritisiert der Essener Hygiene-Experte. „Die Leute stehen in den Kliniken bei ihrer Arbeit enorm unter Zeitdruck, besonders auf Intensivstationen.“ Nicht zuletzt hänge das Thema Hygiene von der Einstellung des jeweiligen Chefs ab. „Desinfiziert sich ein Chefarzt etwa während der Visite nicht die Hände, macht das sein Team natürlich auch nicht.“