Athen. .
Die drastischen Sparschritte Griechenlands werfen die Wirtschaft des hoch verschuldeten Landes zurück. Die Konjunktur flaut unerwartet stark ab, die Arbeitslosigkeit steigt.
Die Sparmaßnahmen des hoch verschuldeten Griechenlands werfen die Wirtschaft des Landes zurück. Wie das Statistikamt am Donnerstag in Athen mitteilte, schrumpfte die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal um 1,5 Prozent zum Vorquartal - und damit stärker als von Analysten erwartet, die ein Prozent prognostiziert hatten. Als Grund nannte das Amt weniger Investitionen und einen deutlichen Abbau der öffentlichen Ausgaben.
Experten zufolge findet das Mittelmeerland auch in der zweiten Jahreshälfte nicht aus der Rezession. Gleichzeitig steigt die Arbeitslosigkeit in Rekordgeschwindigkeit. Die Arbeitslosenquote sprang auf zwölf von 8,5 Prozent nach oben. Die Europäische Union und der Internationale Währungsfonds (IWF) befürchten, dass sich die Quote wegen der schwersten Rezession seit 40 Jahren in Richtung 15 Prozent bewegen wird.
Gekürzte Gehälter, erhöhte Mehrwertsteuer
Belastet wird die griechische Wirtschaft durch ein drakonisches Sparprogramm der Regierung. Sie hat wegen der enormen Schuldenlast die Gehälter im öffentlichen Dienst gekürzt und die Mehrwertsteuer mehrfach angehoben. Im Gegenzug spannten EU und IWF einen 110 Milliarden Euro schweren Rettungsschirm, um Griechenland vor der Zahlungsunfähigkeit zu bewahren.
Auf wenig Verständnis stieß der Notkredit für Griechenland jedoch in der Slowakei. Das Parlament gab zwar grünes Licht für den Euro-Rettungsschirm, der Fälle wie Griechenland in Zukunft vermeiden soll. Die Hilfen für das krisengeschüttelte Land selbst verweigerte die Slowakei jedoch. Ministerpräsidentin Iveta Radicova verteidigte das Nein ihres Landes.
EU-Kommissar kritisiert Slowakei
Die Slowakei habe selbst schwere Erfahrungen mit tiefgreifenden Reformen in den Jahren 1998 bis 2002 gemacht, sagte Radicova im Interview mit der „Financial Times Deutschland“ (FTD) am Donnerstag. „Und niemand hat uns geholfen. Wir haben nicht einen Cent bekommen. Nichts. Es waren unsere Bürger, die die Lasten tragen mussten und es war nicht einfach. Aber wir haben diese Phase durch sehr unpopuläre, schmerzhafte Reformen überwunden. Wie sollte ich also unseren Bürgern erklären, dass wir nun denen helfen sollen, die nicht bereit sind, selbst etwas zu tun?“
EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn kritisierte die Absage an die Griechenlandhilfe als unsolidarisch. Der slowakische Finanzminister Ivan Miklos wies die Vorwürfe zurück. „Solidarität der Armen mit den Reichen, der Verantwortungsvollen mit den Verantwortungslosen, der Steuerzahler mit den Bankbesitzern und -managern“ sei keine wahre Solidarität.
„Marathon“
In Griechenland selbst waren die Sparmaßnahmen der Regierung auf viel Unverständnis gestoßen.
Die Bürger müssen sich aber auf weitere Einschränkungen einstellen. „Der private Konsum wird künftig noch stärker unter dem Sparpaket leiden“, sagte Citigroup-Analystin Giada Giani. Viele Läden mussten bereits schließen und die griechische Supermarktkette Atlantic meldete Insolvenz an. Große ausländische Ketten wie der deutsche Discounter Aldi oder französische FNAC ziehen sich aus dem Land zurück.
Allerdings schaffte es Griechenland mit seinem Sparprogramm, den Bedingungen der EU und des Internationalen Währungsfonds nachzukommen. Ziel ist es, das Defizit auf 8,1 Prozent des Bruttoinlandproduktes zu senken. Zuletzt hatte es bei 13,6 Prozent gelegen. „Griechenland ist auf einem guten Weg, das Defizit zu reduzieren“, beschied Analystin Anke Richter von Conduit Capital Markets. „Aber es ist ein Marathon und nach den ersten fünf Kilometern sieht noch jeder gut aus.“ Es stelle sich die Frage, ob das Durchhaltevermögen von Wählern und Politikern bis ins nächste Jahr reiche. (rtr)