Berlin. .
Mit der Nominierung von Joachim Gauck als Kandidat für die Bundespräsidentenwahl ist SPD und Grünen ein Coup gelungen, der die Kanzlerin politisch in Erklärungsnöte bringt.
Nach Informationen der WAZ waren es Jürgen Trittin, Fraktionschef der Grünen und SPD-Chef Sigmar Gabriel, die sich auf den gemeinsamen Gegenkandidaten zu Christian Wulff geeinigt haben. Joachim Gauck, der ehemalige Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, ist eine gute Wahl, weil SPD und Grüne die Kanzlerin damit zumindest moralisch vor sich hertreiben: Gauck ist der vielseits beschworene Kandidat, der über den Parteien steht. Nach Informationen von DerWesten hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel Gauck eine „starke Persönlichkeit“ genannt. Er gilt aber auch - obwohl parteilos - durchaus aus Mann, der der Union nahesteht und vom früheren Bundeskanzler Helmut Kohl im Amt installiert worden war.
Gauck, im Jahr 1940 als Sohn eines Seemanns in Rostock geboren, studierte in seiner Heimatstadt Theologie und stand bis zum Ende der DDR im Dienst der evangelischen Kirche. Im Wendejahr war der Pfarrer einer der Mitinitiatoren des öffentlichen Protests und Mitgründer des Neuen Forums. Für das Bündnis 90 zog er 1990 in die erste frei gewählte Volkskammer ein.
«Vortragsreisender in Sachen Erinnerung»
Nach der Wiedervereinigung verabschiedete der Bundestag wie zuvor schon die Volkskammer ein Stasiunterlagen-Gesetz und Gauck wurde zum Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen. Nach zwei Amtszeiten wurde er im Jahr 2000 von Marianne Birthler im Amt abgelöst. Danach versuchte er sich für kurze Zeit als Fernsehmoderator. Heute bezeichnet er sich selbst als «Vortragsreisender in Sachen Erinnerung» und ist Vorsitzender des Vereins Gegen Vergessen Für Demokratie.
Wortgewaltig in seinen Reden und in der Debatte wird er nicht müde die freiheitlich-demokratischen Grundrechte zu preisen und vor der Verharmlosung des Unrechtsstaates DDR zu warnen. Gauck gilt in der Bevölkerung als ungemein glaubwürdig. Und vielleicht wird ihm das ja in der Bundesversammlung die eine oder andre Stimme auch aus dem konservativen Lager bringen n- und so Trittins und Gabriels Rechnung aufgehen lassen. (mit Material von ddp)