Washington. .
Haare lassen für das Öl im Golf von Mexiko: 370.000 Friseure, 100.000 Haustiersalons und zahlreiche Schäfer spenden Haare und Felle, um das Öl aufzusaugen. Die ersten Teerklumpen sind an den Sandstränden von Alabama angekommen. Aus dem Bohrloch strömt weiter Öl aus.
Was heute noch abgeschnittene Locken in Friseursalons waren, könnte schon morgen im Kampf gegen den Ölteppich im Golf von Mexiko zum Einsatz kommen. Menschen aus aller Welt haben den Aufruf des gemeinnützigen Netzwerks Matter of Trust unterstützt, ihr abgeschnittenes Haar und die Fellreste ihrer geschorenen Haustiere zu spenden, um sie beim Auffangen des Ölfilms vor der US-Küste einzusetzen. Rund 370.000 Friseure, 100.000 Haustiersalons und zahlreiche Schäfer hätten sich bislang an der Aktion beteiligt und tonnenweise Haare und Fellreste geschickt, sagte Lisa Gautier vom Matter of Trust der Nachrichtenagentur AFP. In einem Video auf der Internetplattform YouTube wird die Aktion näher erläutert.
Die Haare werden gesammelt und von freiwilligen Helfern in große, lange Nylonstrümpfe gestopft. Diese werden dann zusammengebunden und ins Meer und an den Strand gelegt, um den Ölfilm aufzusaugen, der sich nach dem Untergang einer Ölplattform im Golf von Mexiko ausbreitet und die Küsten bedroht. Seit Freitag erhielt das Netzwerk täglich rund 200.000 Kilogramm Haare und Fell, minütlich unterzeichnen rund 50 Menschen oder Firmen den Aufruf und beteiligen sich an den „Spenden“. Vor einigen Tagen folgte auch eine große Organisation von Transvestiten dem Aufruf und spendete laut Gautier ihre „sehr langen“ Nylonstrümpfe.
Bohrloch im Golf von Mexiko weiter offen
Im Golf von Mexiko ist am Wochenende ein erster Versuch gescheitert, das offene Ölbohrloch am Meeresgrund mit einer Stahlbetonglocke abzudecken. In der riesigen Konstruktion bildeten sich Eiskristalle aus Gas und Wasser. Dadurch wurden die Öffnungen verstopft, durch die das Öl kontrolliert abgepumpt werden sollte.
Wegen der Verstopfung erhielt die 100 Tonnen schwere Glocke zu starken Auftrieb. Die Einsatzkräfte hätten die Konstruktion daher wieder angehoben und 180 Meter seitlich platziert, teilte der Betriebsvorstand des Mineralölkonzerns BP, Doug Suttles, mit. „Was wir versucht haben, hat nicht funktioniert“, sagte Suttles. Es werde nun mindestens bis Montag dauern, bis eine Entscheidung über das weitere Vorgehen getroffen werde.
Aus den Lecks am Meeresgrund strömen täglich rund 800.000 Liter Öl, seit die von BP genutzte Bohrplattform „Deep Water Horizon“ am 22. April bei einer Explosion zerstört wurde. Dabei kamen elf Arbeiter ums Leben. Ursache des folgenschweren Unglücks 80 Kilometer vor der Küste von Louisiana war offenbar eine Methangasblase und eine Serie von Pannen.
Unterdessen wurden an den weißen Sandstränden der vor Alabama gelegenen Dauphin-Insel erste Teerklumpen angespült. Die Substanz stamme wahrscheinlich von der zerstörten Bohrplattform, teilte die Küstenwacht mit. Einsatzkräfte fuhren in Schlauchbooten die Küste entlang, um die Teerklumpen einzusammeln. (apn/afp)