London.

Durch den Ausbruch eines Vulkans auf Island kommt es zu erheblichen Störungen im Flugverkehr in Nord- und Westeuropa. Der Luftraum in Großbritannien wurde am Donnerstag für Flüge gesperrt. Die Asche treibt auch nach Deutschland. Sie kann Triebwerke verstopfen.

Der erneute Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull auf Island sorgt derzeit für erhebliche Behinderungen im Luftverkehr über West- und Nord-Europa. Die Vulkan-Asche wird durch die Wetterlage nach Großbritannien getrieben und führt dort seit dem Morgen zu zahlreichen Flugabsagen. Die britische Luftaufsicht hat den Luftraum über England seit 13 Uhr gesperrt, weil die Asche Jet-Triebwerke schädigen kann. Die dänischen Behörden haben eine Sperre für den Abend angekündigt. Auswirkungen gibt es auch am Flughafen Düsseldorf: Dort sind bisher 44 Flüge von und nach Großbritannien und Skandinavien annulliert worden.

Asche auch über der Nordsee

Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) treibt Asche des Vulkans mittlerweile auch nach Norddeutschland: „Zurzeit werden keine Flüge mehr über die Nordsee geleitet“, erklärte eine Sprecherin der Deutschen Flugsicherung auf Anfrage von DerWesten.de. Die Asche treibe in süd-östliche Richtung. Der Luftraum über der Nordsee sei bisher jedoch nicht gesperrt worden, „wenn ein Flugzeug durchfliegen will, ist das weiter möglich.“

Nach Beobachtung der Meteorologen wird die Asche in mehreren Tausend Metern Höhe von Island zu den britischen Inseln getrieben. „Die Strömung teilt sich über Großbritannien. Ein Teil der Asche driftet nach Frankreich, ein anderer nach Nordeuropa“, erklärte DWD-Meteorologe Ansgar Engel auf Anfrage von DerWesten. Nach Einschätzung des DWD könnte die Asche möglicherweise am Freitag auch den Luftraum in Deutschland betreffen. Engel: „Näheres kann man erst Stunden vorher absehen“. Die Deutsche Flugsicherung empfielt Flugreisenden, ihre Fluglinie zu kontaktieren. Sollte die Wetterlage anhalten, könnte beispielsweise auch der Flugverkehr in die USA behindert werden.

Lufthansa streicht einige Dutzend Flüge

Flügverkehr einstellt: Am Flughafen von Manchester sind am Donnerstag zahlreiche Flüge annulliert.
Flügverkehr einstellt: Am Flughafen von Manchester sind am Donnerstag zahlreiche Flüge annulliert. © AFP

Bereits am Donnerstagmorgen waren in England die Flüge auf den Airports von Birmingham und Manchester, der nordirischen Hauptstadt Belfast sowie auf den schottischen Flughäfen Aberdeen, Glasgow und Edinburgh betroffen.

Auch die Luftlinie Ryan-Air warnte am Donnerstag vor Verspätungen. Am Donnerstag mussten alle Flüge von und auf die gesamte britische Insel und Irland sowie Finnland, Norwegen und Schweden gestrichen werden. Rund 15 bis 20 Flüge seien davon betroffen. Man gehe davon aus, dass es auch noch am Freitag zu Einschränkungen kommen werde.

Bei Lufthansa seien am Donnerstag einige Dutzend Flüge gestrichen worden, sagte Sprecher Thomas Jachnow. Die gesamte britische Insel und Irland sowie das norwegische Stavanger seien davon betroffen. Ob auch am Freitag Flüge ausfallen müssen, sei noch nicht abzusehen. Bei der Lufthansa-Tochter Germanwings waren die Flüge von und nach London, Dublin und Kopenhagen betroffen.

Behinderungen könnten noch Tage dauern

Auch in Skandinavien kam es am Donnerstag zu Behinderungen im Flugverkehr. Der Flughafen Oslo hatte um10 Uhr den Flugverkehr eingestellt (siehe dazu auch der Blog von DerWesten-Bloggerin Kathrin Feldhofer). Auch in Nordschweden, dem Norden von Finnland und Norwegen wurde der Luftraum inzwischen gesperrt. Der norwegische König Harald V. und Königin Sonja konnten nicht wie geplant zum 70. Geburtstag der dänischen Königin Margrethe nach Kopenhagen fliegen, wie ein Sprecher mitteilte. Ministerpräsident Jens Stoltenberg saß in New York fest, weil sein Rückflug abgesagt wurde.

Meteorologen erwarteten, dass sich die Aschewolke erst in einigen Tagen auflösen werde. Die Vulkanasche stelle eine bedeutende Bedrohung für die Sicherheit von Flugzeugen dar, hieß es beim Deutschen Wetterdienst: „Das kann die Triebwerke verstopfen“. Dabei ist die Asche nicht auf Satellitenbildern zu erkennen: „Das ist Feinstaub“, erklärte DWD-Medien-Mteorologe Ansgar Engel. Den Beobachtungen des britischen Wetterdienstes nach wird die Asche in etwa 12.000 Metern Höhe nach Europa getrieben - der üblichen Reiseflughöhe von Interkontinentalflügen. Engel: „Bei einem Vulkanausbruch kann sich die Asche global ausbreiten“. Der Ausbruch auf Island habe die Asche bis in Höhen von 14.000 Meter ausgespien. Der Vulkan unter dem isländischen Gletscher war am Mittwochmorgen ausgebrochen, bis zu 800 Anwohner mussten in Sicherheit gebracht werden.

Asche sorgte 1982 für Fast-Absturz eines Jumbo-Jets

Welche Gefahr ein Vulkanausbruch für den Luftverkehr darstellt, zeigt sich am Beispiel eines Beinahe-Absturzes einer Boeing 747 im Jahr 1982. Der Jumbo-Jet der British Airways war über Indonesien in eine Aschewolke geraten. Die Maschine war auf dem Weg von Malaysia nach Australien. Plötzlich fielen nacheinander sämtliche Triebwerke aus, ohne dass die Crew wusste, warum. Den Piloten gelang es in einer fliegerischen Meisterleistung die Triebwerke wieder zu starten. Nach einem erneuten Triebwerks-Ausfall gelang ihnen die Notlandung auf dem Flughafen von Jakarta. Erst dort stellte sich heraus, dass die Maschine in die Staubfahne eines Vulkanausbruchs geraten war, die die Düsentriebwerke verstopft hatte. Ein zusätzlicher dramatischer Effekt: Die Asche hatte die Cockpitscheiben wie Schmirgelpapier zerkratzt. (mit afp/apn/ddp)

Bilder vom Vulkanausbruch

Eine abgebrochene Straße nahe Reykjavik.
Eine abgebrochene Straße nahe Reykjavik. © BRYNJAR GAUTI
Sie wurde überspült, weil nach dem Vulkanausbruch die Flusspegel durch das Schmelzwasser stiegen.
Sie wurde überspült, weil nach dem Vulkanausbruch die Flusspegel durch das Schmelzwasser stiegen. © BRYNJAR GAUTI
Der Vulkan unter dem Eyjafjallajokull Gletscher brach das zweite Mal binnen eines Monats aus.
Der Vulkan unter dem Eyjafjallajokull Gletscher brach das zweite Mal binnen eines Monats aus. © AP
Riesige Rauchwolken stiegen auf.
Riesige Rauchwolken stiegen auf. © AP
Eismassen stürzen zu Tal.
Eismassen stürzen zu Tal. © AP
Der Krater des Vulkans.
Der Krater des Vulkans. © AP
Hunderte Menschen mussten das Gebiet rings um den Gletscher verlassen.
Hunderte Menschen mussten das Gebiet rings um den Gletscher verlassen. © AP
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© AP
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© AP
Bilder vom Ausbruch Ende März.
Bilder vom Ausbruch Ende März. © HALLDOR KOLBEINS
Bilder vom Ausbruch Ende März.
Bilder vom Ausbruch Ende März. © HALLDOR KOLBEINS
Bilder vom Ausbruch Ende März.
Bilder vom Ausbruch Ende März. © HO
Bilder vom Ausbruch Ende März.
Bilder vom Ausbruch Ende März. © Ragnar Axelsson
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