Marl. .

Senta Berger ist der Star der 46. Adolf-Grimme-Preisverleihung. Sie wurde für das Fernsehspiel „Frau Böhm sagt nein“ ausgezeichnet. Belagert von Journalisten und Autogrammjägern schritt sie über den roten Teppich. Zu den Unterschriftensammlern gehört auch der Marler Johannes Westermann.

Ein farbenfrohes Schwarz dominierte auf dem roten Teppich. Mit dem hatte die Stadt Marl sich gestern Abend aufgehübscht, um die Preisträger des 46. Adolf-Grimme-Preises zu empfangen. Ein wenig spröde zwar, führte der Slalomkurs, den der Promi-Fuhrpark absolvieren musste, doch zwischen rot-weißen Plastikkettchen und weißen Banden vorbei an den etwa einhundert wartenden Marler Fans, die einen Blick auf die geballte Mediengesellschaft werfen wollten. Die Stars kamen – fast alle. Mit Freunden, Kollegen, Ehepartnern oder Bekannten.

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Von DerWesten

„Ich bin total geplättet“, lächelte Senta Berger, als sie das Heer der wartenden Fotografen hinter sich gelassen hatte. Für das Fernsehspiel „Frau Böhm sagt nein“ wurde sie ausgezeichnet. Nicht das erste Mal in Marl und dennoch: „Dieser Preis bekommt einen Ehrenplatz in meinem Haus“, erklärte sie. Die Allround-Mimin spielte die Hauptrolle an diesem Abend, wurde belagert von Journalisten und Autogrammjägern.

„Absoluter Theaterfan“

Einer von ihnen, der 50-jährige Johannes Westermann, hatte gestern auch einen großen Tag. Tausende von Unterschriften hat er bereits gesammelt, zur Preisverleihung ist er mit einem kleinen Heftchen, etwa 20 Fotobänden und Biografien angereist. „Die Schauspieler freuen sich“, sagt er selbstbewusst. Der Marler Politiker, der seit Ende der 80er Jahre für die Grünen im Stadtrat sitzt, ist „absoluter Theaterfan“. „Das erkennen die Leute an, sie reden nett mit mir, sind nicht genervt“, sagt er. Kritik an seinem seltenen Hobby, gar Vorwürfe, habe er maximal vom politischen Gegner gehört.

Senta Berger jedenfalls unterschreibt sofort, ihr Mann Michael Verhoeven, gesteht sogar: „Ich habe früher auch mal Autogramme gesammelt – von Fussballspielern“. Das schreibt er dem Politiker dann auch ins Büchlein. Während Senta Berger noch Interviews gibt, räkelt sich Lavinia Wilson, ihre junge Kollegin aus „Frau Böhm sagt nein“ vor unzähligen Objektiven.

Recht zugeknöpft

Rita Süßmuth, die ehemalige Bundestagspräsidenten, stattet Marl ihren alljährlichen Besuch ab. Sie hat ein tiefblaues Kostüm gewählt und sucht die Nähe zu Alexander Kluge. „Bildungsfernsehen“ ist ihr ein Anliegen. Und der Mann, der an diesem Abend für sein Lebenswerk ausgezeichnet wird, soll es richten. Verspricht er ihr auch. Denn arbeitsmüde ist der 78-Jährige Kluge noch lange nicht. Mit funkelnden Augen und ausgesprochen eloquent wettert er auf das Informationsdefizit der Fernsehsender. „Öffentliche und Private, gleichermaßen.“ Etwas versöhnlicher – oder vielleicht auch als Androhung – verspricht er: „Wenn man etwas verliehen bekommt, muss man das Geliehene auch wieder zurückgeben.“ Von daher mache er weiter, „auf jeden Fall“.

Ansonsten sind die Lieferanten wortgewaltiger, tiefgründiger, zum Teil auch intelligent-witziger Unterhaltung an diesem Abend recht zugeknöpft. „Überwältigt“ sind sie allesamt. Helmar Weizel (Willy will’s wissen) genauso wie Dominique Graf, der mit seinem inzwischen achten „Grimme“ die Siegerlister der Preisträger vor Heinrich Breloer anführt. „Überwältigt“ ist auch Ulrich Noethen, weil die Jury mit „Kommissar Süden“ eine geplante Serie auszeichnet, der das ZDF nach nur zwei Folgen den medialen Dolchstoß verpasst hat. Davon ist Ina Müller mit „Inas Nacht“ zwar – hoffentlich! – noch weit entfernt. Doch die normalerweise laut krachend für Stimmung sorgende Blondine, huschte ziemlich sprachlos um kurz vor sieben ins Theater. In schwarz, versteht sich.