Köln/Belrin. .

Politiker von Union und SPD haben den Vorschlag des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan kritisiert, in Deutschland türkische Gymnasien einzurichten. „Ich glaube nicht, dass es die Integration fördern würde“, sagte Wolfgang Bosbach (CDU).

Gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ erklärte Wolfgang Bosbach, Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses: „Ich glaube nicht, dass es die Integration fördern würde, wenn wir türkische Gymnasien einrichten, in denen der Unterricht in türkischer Sprache abgehalten wird. Das fördert eher die Parallelgesellschaft.“

Wolfgang Bosbach, der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, lehnt den Vorschlag des türkischen Ministerpräsidenten ab: „Das fördert eher die Parallelgesellschaft.“
Wolfgang Bosbach, der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, lehnt den Vorschlag des türkischen Ministerpräsidenten ab: „Das fördert eher die Parallelgesellschaft.“ © ddp

Türkischsprachige Privatschulen nicht genug gefragt

Die Integrationsbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, Aydan Özoguz, zweifelte ebenfalls am Sinn des Vorschlags. In der Realität fänden die wenigen existierenden türkischsprachigen Privatschulen in Deutschland gar nicht genügend türkischstämmige Schüler, die auf die diese Schulen gehen wollten, sagte sie im ZDF-“Morgenmagazin“. Erdogan spiele jedoch mit Emotionen. „Er sticht bei uns ja auch in offene Wunden“, sagte Özoguz mit Blick auf Studien, wonach Schüler mit Migrationsuntergrund in Deutschland „nicht so ganz fair und gerecht behandelt“ würden.

Sie betonte aber, man müsse „immer ganz deutlich machen: Wer in Deutschland weiterkommen möchte, wer hier einen guten Job finden möchte, wer hier eine höhere Ausbildung machen möchte, der muss einfach gut Deutsch können, das ist doch klar.“

„Türkische Gymnasien sind für die Schüler eine Sackgasse“

Die ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Lale Akgün sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Türkische Gymnasien sind für die Schüler eine Sackgasse.“ In der Lebenswirklichkeit der Kinder sei Deutsch die Alltagssprache. Türkische Gymnasien seien daher kontraproduktiv.

Der Vorsitzende des deutsch-türkischen Forums in der nordrhein-westfälischen CDU, Bülent Arslan, erinnerte daran, dass Erdogan den Vorschlag schon einmal bei seinem Auftritt in der Köln-Arena im Februar 2008 unterbreitet habe. Arslan sagte dem Blatt: „Ich halte das nach wie vor für falsch.“ Solche Gymnasien „könnten die Isolation verstärken“. Denn im Gegensatz zu deutschen Gymnasien in der Türkei, die vielfach von Türken besucht würden, würden türkische Gymnasien in Deutschland überwiegend von Türken besucht werden. Etwas anderes zu erwarten, sei „irreal“. (ddp)