Berlin/Dinslaken. .
Während das Gezerre um eine Fortsetzung der Islamkonferenz weiter geht, könnte sich bald ein neuer Partner ins Gespräch bringen. Nach Informationen der WAZ gründen derzeit liberale Moslems einen Verein. Im Mittelpunkt steht dabei eine Frau aus dem Ruhrgebiet.
In den Dialog zwischen Staat und Muslimen schaltet sich ein neuer Partner ein. Liberale Muslime, die sich von den bekannten - zumeist eher konservativen - Verbänden nicht vertreten sehen, gründen nach WAZ-Informationen einen Verein.
Im Zentrum steht dabei eine junge Frau aus dem Ruhrgebiet, die bereits als Buchautorin (zuletzt: „Muslimisch, weiblich, deutsch!“) und Religionspädagogin auf sich aufmerksam gemacht hat. Lamya Kaddor, Sprecherin des islamischen „Wortes zum Freitag“ im ZDF-Internet und Islamkunde-Lehrerin in Dinslaken, beschrieb im WAZ-Gespräch die wesentlichen Aspekte: „Wir sind alle einem liberal-gläubigen Verständnis des Islam und einer historisch-kritischen Auslegung des Koran verpflichtet. Wir sind eindeutig in Deutschland verortet, es gibt kein weiteres Land, in dem wir uns heimisch fühlen. Wir bekennen uns zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung.“ Die Gleichberechtigung von Mann und Frau sei von zentraler Bedeutung.
Forderung nach Imaminnen
Darüber hinaus will sich der neue Verein für die Ausbildung von Imaminnen einsetzen und die Einführung eines flächendeckenden islamischen Religionsunterrichts in deutscher Sprache vorantreiben. Nach WAZ-Informationen begrüßt Bundesinnenminister Thomas de Maizière die Etablierung eines neuen Dialogpartners in der muslimischen Gemeinde. Die Themen, die Kaddor für wichtig hält, sind fast identisch mit dem Programm der Islamkonferenz, die der CDU-Politiker im Mai einberufen will.
Um das von Vorgänger Wolfgang Schäuble 2006 etablierte Diskussionsforum, das die Integration der Muslime fördern soll, gibt es heftigen Streit. Weil die Staatsanwaltschaft gegen die mitgliederstärkste Organisation im Islamrat, die konservative „Milli Görüs“, wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung, Bildung einer kriminellen Vereinigung und Geldwäsche ermittelt, hat de Maizière sie bis auf weiteres von der Islamkonferenz ausgeschlossen. Die Türkisch-Islamische Union Ditib, der Zentralrat der Muslime, der Verband der Islamischen Kulturzentren und der Islamrat ringen seither miteinander, ob sie aussteigen oder weitermachen sollen. NRW-Integrationsminister Armin Laschet (CDU) mahnte: Ein Boykott der Islamkonferenz würde allen Muslimen in Deutschland schaden.
Flüchtlingsorganisationen und der DGB warnten vor „populistischen und rassistischen Kampagnen“ gegen Muslime. Organisationen wie die NPD oder „pro Köln“ versuchten, auf dem Rücken von Muslimen die demokratische Ordnung zu unterwandern.