Vatikanstadt. .
Der Vatikan lobt die schnelle Reaktion der Kirche auf die Missbrauchsvorwürfe. In Deutschland hätten die Bischöfe „Willen zur Transparenz“ bewiesen, so Vatikansprecher Lombardi. Die Vorwürfe sollten sich aber nicht nur auf die Kirche konzentrieren.
Die katholische Kirche in Deutschland hat nach Ansicht des Vatikan „schnell und entschlossen“ auf die Missbrauchsvorwürfe reagiert. Das treffe auch auf die Kirchen in Österreich und den Niederlanden zu, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Dienstag in Radio Vatikan. Die Bischofskonferenzen hätten einen „Willen zur Transparenz“ bewiesen und die Enthüllungen in gewisser Hinsicht sogar befördert, indem sie die Missbrauchsopfer aufgefordert hätten, ihr Schweigen zu brechen - auch wenn es um lange zurückliegende Fälle gegangen sei.
Der Kirchenführung in Irland, wo hunderte Kinder von Geistlichen sexuell missbraucht worden waren, hatte Papst Benedikt XVI. dagegen im Februar Versagen vorgeworfen. Den Missbrauch von Kindern innerhalb der katholischen Kirche hatte der Papst generell bedauert, ohne jedoch ausdrücklich auf die Vorfälle in seinem Heimatland einzugehen.
Weitere Missbrauchsvorwürfe in Münster
In Deutschland hatten sich nach Berichten über Missbrauch an der Berliner Jesuitenschule Canisius-Kolleg weitere Fälle gehäuft, nicht nur an kirchlichen Einrichtungen. Alle „objektiven und gut informierten“ Menschen wüssten, dass das Problem über die katholische Kirche hinausgehe, sagte Lombardi. Die Vorwürfe nur auf die Kirche konzentrieren, verzerre die Perspektive. So habe es in Österreich im gleichen Zeitraum 17 kirchliche Missbrauchsfälle und 510 andere gegeben. Gleichwohl sei der Missbrauch durch Geistliche angesichts der „erzieherischen und moralischen Verantwortung der Kirche“ besonders schlimm.
Derweil gibt es einen weiteren Verdachtsfall in einem Internat des Collegium Johanneum in Ostbevern (Kreis Warendorf). Wie das Bistum Münster am Dienstag mitteilte, meldete sich ein Opfer sexuellen Missbrauchs bei der „Neuen Westfälischen“ in Bielefeld und berichtete, dass er in den Jahren 1966 bis 1968 von einem Erzieher des Collegium missbraucht worden sein soll. Dies gab die diözesane Kommission für „Fälle des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Geistliche und andere Mitarbeiter im kirchlichen Dienst“ bekannt. Den Angaben zufolge ist der Kommission bislang weder der Name noch die Anschrift des Opfers oder des Beschuldigten bekannt. „Wir bemühen uns um Aufklärung“, sagte der Vorsitzende der Kommission, Hans Döink. (afp/ddp)