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Der „Elisabeth“-Orden bittet seine Opfer um Vergebung. Dessen Nonnen haben in den Fünfziger und Sechziger Jahren in der Behinderten-Einrichtung „Franz-Sales-Haus“ Kinder und Jugendliche mit brutalen Züchtigungs-Praktiken gequält.
„Es hat damals drakonische Maßnahmen gegeben, das müssen wir eingestehen. Ich bitte offiziell diejenigen um Entschuldigung, die damals unter den Schwestern zu leiden hatten“, erklärte gestern Schwester Heriburgis, die Oberin des Elisabeth-Schwestern.
In den Fünfziger Jahren waren etwa 60 Nonnen des Ordens im „Franz-Sales-Haus“ an der Steeler Straße mit der Erziehung geistig und körperlich behinderter Kinder und Jugendlicher beschäftigt gewesen. In den Sechziger Jahren und bis Mitte der Siebziger Jahre waren es noch etwa 30.
Heute eine Babyklappe
Der Elisabeth-Orden betreibt heute das „Haus Nazareth“ in der Beethoven-straße (Südviertel), dort ist die einzige Babyklappe der Stadt. Das Stammhaus des Ordens steht in Schuir. Dort werden alte Ordensschwestern gepflegt. Der gesamte Orden ist heute etwa 70 Schwestern.
Schwester Heriburgis beteuerte: „Niemand von denen, die damals solche Praktiken anwandten, die heute undenkbar erscheinen, arbeitet noch im Franz Sales Haus“. Einige wenige Zeitzeugen seien nicht mehr ansprechbar.
Einige Schwestern hatten vor Jahrzehnten mit sadistischen Praktiken die Heimbewohner gequält - Kindern wurde mit dem Bügeleisen die Hände verbrannt. Manche wurden gezwungen, ihr Erbrochenes zu essen. Prügel und Haare-Ausreißen gehörten für manche Bewohner zum Alltag. Nonnen hielten Kinder an, andere Kinder zu schlagen und sie zu verspotten. Im Februar waren die erschütternden Berichte von ehemaligen Bewohnern erstmals öffentlich aufgetaucht.
„Das hat mich zutiefst erschüttert“
Schwester Heriburgis trat selbst 1956 in den Orden ein, hat aber nie selbst im „Franz Sales Haus“ gearbeitet. Erst durch die Medien habe sie von den Vorfällen an der Steeler Straße erfahren. „Das war wirklich nie Thema im Orden.“ In den vergangenen zwei Wochen habe sie alte Schwestern aufgesucht und angefangen, ehemalige Nonnen zu fragen. Ergebnis: „Ich habe erfahren, dass es Maßnahmen gab, die nicht sein durften. Das hat mich zutiefst erschüttert.“ Trotzdem warb sie - bei allem Schrecken - um Milde bei der Beurteilung von Vorgängen, die Jahrzehnte zurückliegen: „Die Gruppen waren groß, es waren 20 bis 30 Bewohner. Die Schwestern waren jung und hatten oft keinerlei Ausbildung. Nicht wenige haben sich nach kurzer Zeit wieder versetzen lassen.“
Auch Heinz Diste vom Ordensstiftungs-Vorstand gab zu bedenken: „Die Schwestern waren billige Arbeitskräfte. Niemand wollte diesen Job machen, es gab keinerlei qualifizierte Sonderpädagogik in den Fünfziger Jahren.“ Die Schwestern hätten Tage und Nächte mit den Bewohnern verbracht - allein für Kost und Logis.