Dortmund. Der lang gesuchte Kaninchenkiller könnte der Polizei ins Netz gegangen sein. In Dortmund ist ein 26-jähriger Mann festgenommen worden, in dessen Wohnung zahlreiche verrottete Kadaver und lebende Tiere gefunden wurden. Seit anderthalb Jahren wurden in der Stadt Kaninchen abgeschlachtet.

Eine Serie blutiger Tiertötungen im Ruhrgebiet steht offenbar vor der Aufklärung. Die Dortmunder Polizei nahm am Freitagmorgen einen 26-jährigen Mann fest. Er steht unter dringendem Tatverdacht, in den vergangenen 16 Monaten im Raum Dortmund mindestens 23-mal bei Kaninchenzüchtern eingebrochen und mindestens 58 Tiere getötet zu haben. Zahlreiche weitere Tiere wurden gestohlen.

Die mysteriöse Verbrechensserie hatten in Dortmund für beträchtliche Unruhe gesorgt. «Die Geschichte ist sehr grausam», betonte Polizeisprecher Manfred Radecke. Immer wieder seien in den vergangenen Monaten in der Ruhrgebietsstadt Zuchtkaninchen nachts von einem Unbekannten geköpft worden. Häufig fing der Täter das Blut der Tiere auf und nahm nur die Köpfe mit. In anderen Fällen verschwanden Tiere völlig.

Satanistischer Hintergrund nicht auszuschließen

Ein satanistischer Hintergrund sei angesichts des aufgefangenen Blutes und der abgetrennten Köpfe nicht auszuschließen. Doch sei dies bislang reine Spekulation, betonte der Polizist. Obwohl der Täter immer wieder zuschlug, tappte die Polizei lange Zeit bei ihrer Suche völlig im Dunklen

«Nie hat jemand irgendetwas gesehen. Wir hatten null Spuren. Das macht einen als Ermittler total irre», sagte Radecke. Die Bochumer Polizei richtete zeitweise sogar eine «Ermittlungskommission Tierschutz» ein und befragte über 150 Wittener, weil es dort bereits 2007 ähnliche Fälle gegeben hatte. Ohne Erfolg.

Immer häufiger zugeschlagen

Einen konkreten Ermittlungsansatz erhielten die Fahnder erst, als der Unbekannte seine Taten immer mehr auf den Dortmunder Osten konzentrierte und gleichzeitig den Rhythmus seiner Einbrüche beschleunigte. Lagen anfangs oft Wochen zwischen den Taten, schlug der Tiermörder am vergangenen Wochenende jeden Tag zu.

Die Polizei begann daraufhin das Gebiet genauer zu überwachen. Offenbar mit Erfolg: Am Freitagmorgen gegen 2 Uhr nahm sie einen 26-jährigen Dortmunder fest, als er gerade zwei Tiertransportboxen mit 11 Meerschweinchen in seine Wohnung bringen wollte. Bei der Durchsuchung der Mietwohnung entdeckten die Beamten dann zahlreiche Tierkadaver, aber auch lebende Tiere.

Verwahrloste Wohnung

Die Wohnung war nach Angaben der Polizei so verwahrlost, dass sie von der Feuerwehr in Schutzanzügen und mit Atemgeräten geräumt werden musste. Zwei Mitbewohner - die Mutter und die Schwester des Tatverdächtigen - wurden zur medizinischen Untersuchung in Krankhäuser gebracht. Die lebenden Tiere wurden in die Obhut des Tierheims gegeben.

Wieso niemand aus dem Mietshaus angesichts des Verwesungsgestanks der toten Tiere früher die Polizei alarmiert habe, sei noch unklar, sagte der Polizeisprecher. Die Dortmunder Staatsanwaltschaft erwägt eine psychiatrische Unterbringung des Tatverdächtigen. Rein rechtlich stellen die Taten eine Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar und können mit Geldstrafen, aber auch mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr geahndet werden. Allerdings könne sich durch die Vielzahl der Taten hier auch eine höhere Gesamtstrafe ergeben. (ddp)