Witten. Als Willi Domres die Tür zu seinem Meerschweinchenstall öffnete, fiel ihm vor Schreck die Futtertüte aus der Hand. Meerschweinchen Molly lag tot in den Sägespänen. Und dort, wo ihr rechtes Ohr war, klaffte eine große Wunde.
Das Ohr wurde abgeschnitten, versicherte Domres ein Jäger. Hat der Kaninchenkiller wieder zugeschlagen? „Dass ein Zusammenhang besteht, ist nicht auszuschließen”, so Polizeisprecher Volker Schütte.
Die Tat in der Straße Kohlensiepen in Annen erinnert fatal an die grausigen Tiertötungen, die Witten, Dortmund, Bochum und Herdecke seit Mai 2007 erschüttert haben. Rund 25 Kaninchen wurden geköpft, auch Hühner fielen unbekannten Tätern zum Opfer. In allen Fällen fehlte das Blut, oft hatte der Täter auch die abgeschnittenen Körperteile mitgenommen. Wie bei der vierjährigen Molly. „Wir haben mit der Polizei den Stall abgesucht”, sagt Willi Domres. „Wir haben weder Blut, noch das Ohr gefunden.
Dass keine Blutspuren gefunden wurden, sei in der Tat merkwürdig, sagt der Tierarzt und Kleintierexperte Dr. Jochen Schulze Lammers. Am Ohr gebe es wichtige Blutgefäße, nach einem Schnitt würde es heftig bluten. Der Täter muss das Blut wie in früheren Fällen also aufgefangen haben. Oder, wie Schulze-Lammers sagt, das Tier muss vor dem Schnitt bereits tot gewesen sein. Das könne man bei einer Obduktion klären.
„Auch die Hunde haben nicht angeschlagen”
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Als Willi Domres das tote Meerschweinchen am Mittwochmorgen fand, dachte der 56-Jährige zunächst an die Attacke eines Wildtieres. „Aber in dem Stall war keine Lücke und die Tür war zu”, so Domres. Als sein Nachbar – ein Jäger – dann das Meerschweinchen begutachtete und Wildfraß ausschloss, rief Domres die Polizei. Molly ist wahrscheinlich in der Nacht getötet worden. Obwohl die Familie bei offenem Fenster schläft und auch das Nachbarhaus nicht weit entfernt liegt, bemerkte niemand, was im Meerschweinchenstall geschah. „Auch die Hunde haben nicht angeschlagen”, so Domres. Die beiden Kaninchen, die in den benachbarten Ställen leben, blieben unverletzt. Mollys Tochter Lucy, die im selben Käfig saß, ist seit der Tat verstört. Alle Tiere sind sicher im Haus untergebracht.
„Hätte ich Rassetiere und die wären getötet worden, würde ich mich mit anderen auf die Lauer legen, um den Täter endlich zu finden”, sagt Willi Domres ärgerlich. „Ich gehe davon aus, dass das der Kaninchenkiller war. Das kann ja nur ein Raritätensammler sein.”
Dass Meerschweinchen Molly nicht mehr lebt, ist für Domres Enkel schwer zu verstehen. „Wir haben ihnen gesagt, dass sie jetzt in den Himmel kommt. Und da kriegt sie ein neues Ohr.”