Moskau. .
In Russland breiten sich die Waldbrände weiter nach Süden aus. Die Behörden fürchten, dass sich in den durch das Tschernobyl-Unglück verstrahlten Gebieten radioaktive Stoffe freisetzen könnten.
In Russland kämpfen zehntausende Einsatzkräfte weiter gegen die schlimmsten Waldbrände seit Jahrzehnten. Während die Gesamtzahl der Feuer nach Angaben des Katastrophenschutzministeriums am Donnerstag sank, breiteten sich die Brände dennoch weiter in den Süden des Landes aus. Das Verteidigungsministerium ordnete die Räumung mehrerer Munitionsdepots in der Nähe der Hauptstadt Moskau an.
„In den vergangenen 24 Stunden hat die Zahl der Feuer abgenommen, aber das ist kein Grund zum Jubeln“, sagte Katastrophenschutzminister Sergej Schoigu am Donnerstag in Moskau. „Heute hat sich die Situation in der Region Rostow verschlimmert und wir stellen fest, dass die Feuer weiter Richtung Süden wandern“, sagte der Minister weiter. Dem Katastrophenschutzministerium zufolge wurden insgesamt 589 Wald- und Torfbrände registriert, 196.000 Hektar Land standen in Flammen. Die Zahl der Toten stieg demnach trotz des Einsatzes von 162.000 Brandbekämpfern auf 50.
Wegen der Gefahr durch die Waldbrände ordnete das russische Militär die vorsorgliche Evakuierung von Depots in der Region Moskau an. Artilleriemunition und Raketen seien „an einen sicheren Ort“ gebracht worden, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums der Nachrichtenagentur RIA Nowosti zufolge am Donnerstag.
Zahl der Todesfälle steigt weiter an
Angesichts der Waldbrände befürchten die Behörden nun auch, dass in Gebieten, die bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl vor knapp einem Vierteljahrhundert verstrahlt wurden, radioaktive Stoffe freigesetzt werden könnten. „Wir kontrollieren sorgfältig die Situation in der Region Brjansk, besonders im Süden im Distrikt Nowosybkow, der infolge der Tschernobyl-Katastrophe schwer verunreinigt wurde“, sagte Schoigu.
„Wenn dort ein Feuer ausbricht, könnten mit dem Rauch radioaktive Partikel emporsteigen“ sagte Schoigu weiter. In der Folge könnten weitere Gebiete verstrahlt werden. Die Region Brjansk, die im Westen Russlands an die Ukraine und Weißrussland grenzt, wurde im April 1986 durch die radioaktive Wolke aus dem Atommeiler Tschernobyl erheblich verseucht. Die Explosion des Reaktors in der heutigen Ukraine war die größte Reaktorkatastrophe der Geschichte.
In Moskau stieg angesichts der seit Wochen anhaltenden Gluthitze nach Angaben von RIA Nowosti die Zahl der Todesfälle erheblich an. „Gewöhnlich werden täglich zehn Todesfälle in den Leichenschauhäusern registriert, im Sommer ist die Zahl niederiger“, zitiert die Nachrichtenagentur eine Bestatterin aus der russischen Hauptstadt. „Doch diesen Sommer gab es Tage, wo bis zu 30 Tote gebracht werden.“ Die Hitzewelle in Moskau hielt unterdessen weiter an. Für Donnerstag hatte der Wetterdienst erneut Temperaturen von 40 Grad Celsius vorhergesagt. Die hohen Temperaturen halten demnach noch mindestens fünf Tage an. (afp)