Moskau.
Die verheerenden Waldbrände in Russland bedrohen auch die geheime Atomanlage in Sarow. Russische Behörden versichern jedoch, alles im Griff zu haben.
Wegen der heranrückenden Waldbrände haben die russischen Behörden die Atomanlage in Sarow gesichert. Alle radioaktiven und explosiven Materialien wurden aus der 500 Kilometer östlich von Moskau gelegenen Anlage abtransportiert, wie der Chef der russischen Atomenergiebehörde Rosatom, Sergej Kirjenko, am Mittwoch nach Angaben der russischen Nachrichtenagenturen bei einer Sitzung des nationalen Sicherheitsrates mitteilte.
Kirjenko versicherte demnach, dass nunmehr kein Risiko eines atomaren Unfalls bestehe, selbst wenn das Feuer Sarow erreiche. „Man kann garantieren, dass selbst im Falle einer Extremsituation ... kein Risiko für die atomare Sicherheit besteht“, wurde Kirjenko zitiert. Die Anlage in Sarow, bekannt unter dem Tarnnamen Arzamas-16, wurde unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg als geheimes Atomwaffen-Forschungszentrum errichtet. Es ist das wichtigste russische Zentrum für Nuklearforschung. Anwälte des 2006 mit Polonium vergifteten Agenten Alexander Litvinenko haben erklärt, das radioaktive Material sei in Sarow hergestellt worden.
48 Tote
Die Zahl der Toten infolge der Brandkatastrophe stieg auf 48. In der Hauptstadt Moskau herrschte der bislang schlimmste Smog, der beißende Rauch drang bis in die U-Bahn vor. Meteorologen erklärten, die Schadstoffbelastung habe über Nacht einen kritischen Wert erreicht und auch gesunde Menschen sollten sich vor dem beißenden Rauch schützen. Einwohner klagten über Reizungen der Augen und der Atemwege.
Die Waldbrände haben auch immer mehr Folgen für die Wirschaft. Volkswagen musste am Mittwoch vorsorglich die Produktion in seinem Automobilwerk Kaluga einstellen. Damit sollten die Mitarbeiter in der Fabrik 170 Kilometer südwestlich von Moskau vor der starken Rauchentwicklung als Folge der Brände in der Region geschützt werden, teilte Europas größter Autobauer mit. Ein Sprecher schloss nicht aus, dass die Produktionsbänder für mehr als einen Tag stillstehen müssten. Die russische Regierung hatte wegen Waldbränden in mehreren Regionen vor kurzem den Notstand ausgerufen. (afp/apn)