Oberhausen. .

Am heutigen Freitag wird Oktopus Paul zwei Mal orakeln: Zunächst sagt er das Spiel umPlatz drei zwischen Deutschland und Uruguay vorher, später erfahren wir auch noch, wer Weltmeister wird. Es wird der letzte Job des Kraken sein.

Armer Paul. Seit die deutsche Elf am Mittwochabend im Halbfinale gegen Spanien ausschied, muss der Oktopus aus dem Sea Life in Oberhausen wüste Beschimpfungen und sogar Morddrohungen über sich ergehen lassen. Dabei hat der achtarmige Krake doch nur seinen Job gemacht. Und diesen verblüffend gut: Sechs deutsche Spiele tippte er, sechs Mal lag er richtig. Leider auch am Dienstag, als er den Halbfinal-Sieg der Spanier orakelte.

Kaum war die Partie abgepfiffen, hagelte es auf Facebook und Twitter Hass-Botschaften und Rezeptvorschläge: „Ich weiß, öffentliche Hinrichtungen sind out, aber ich möchte, dass Tim Mälzer Paul im TV live zubereitet“, twitterte ein wütender Fan. Ein großer Teil der deutschen Anhänger ist sich sicher: Paul trägt die Schuld am WM-Aus Deutschlands.

Sein Amt als Paul-Orakel ist der Tintenfisch aber deswegen nocht nicht los. Am heutigen Freitag soll Paul das Spiel um Platz drei gegen Uruguay orakeln. Auch das Finale zwischen Spanien und den Niederlanden soll der Krake vorhersagen. Ob Paul es tatsächlich schaffen wird, zwei Mal an einem Tag zu orakeln, ist noch ungewiss. „Das übersteigt vielleicht seine geistigen Fähigkeiten“, spekuliert Oliver Walenciak, Biologe im Sea Life Oberhausen.

Boxauswahl war reiner Zufall

Auch er ist überrascht, wie sicher Pauls Vorhersagen sind: „Es ist schon etwas beängstigend, dass Paul sechs Mal richtig gelegen hat.“ Tintenfische sind die intelligentesten Weichtiere. Tanja Munzig, die Sprecherin von Sea Life, vergleicht die Intelligenz der Krake sogar mit der eines zweijährigen Kindes. Dennoch gibt Walenciak zu, dass es reiner Zufall war, welche Box der Krake ausgewählt hat.

Jedoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Geruchssinn der Krake oder sein ausgeprägtes Sehvermögen seine Richtung beeinflusst haben könnten. „Der Tintenfisch orientiert sich visuell“, erklärt Walenciak, „Er hat ein ähnlich gutes Sehvermögen wie ein Wirbeltier.“ Farben kann Paul aber nicht erkennen, Grau-Weiß-Schattierungen schon. Die Unterstellung, ihm habe das Rot-Gelb der spanischen Flagge besser gefallen als unser Schwarz-Rot-Gold, ist demnach Unsinn.

Paul ist schon sehr alt

Im Netz kursieren schon die ersten Überlegungen, was der Oktopus nach der WM noch alles tun könnte. „Ich fahre mal morgen zu Sea Life und lasse mir von Kraken-Paul die Lottozahlen diktieren“, kommentierte ein Facebook-Nutzer nach dem Abpfiff. Wahrscheinlich wird Paul bei der Europameisterschaft 2012 nicht nach den Spielergebnissen befragt werden können. „Tintenfische haben eine Lebenserwartung von rund drei Jahren“, erklärt Walenciak. Da der Oktopus bereits über zwei Jahre alt ist, wird er bei der EM in Polen und in der Ukraine wahrscheinlich schon verschieden sein. Über einen Nachfolger hat man sich im Sea Life aber noch keine Gedanken gemacht: „Wir sind froh, dass Paul lebt.“