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Der Handel mit Zertifikaten ist ein knallhartes Geschäft. Und hat mit der Realität manchmal nur noch wenig zu tun. Ob sich etwa hinter Gold-Zertifikaten auch tatsächlich Gold verbirgt, weiß oft niemand mehr. Ein Beispiel.

Wir nennen ihn Daniel Gomez. Er ist Spanier auf dem Papier. Aufgewachsen ist er in Düsseldorf. Er lebt derzeit in Mexiko. Dort arbeitet Gomez bei einem der größten Minenkonzerne der Welt. Als Geologe ist er unter anderem für den Handel mit Goldzertifikaten zuständig. Seinen echten Namen will er nicht nennen. Zu groß ist die Angst um den Job. Aber Gomez erzählt, wie der Handel mit den Zertifikaten so läuft.

Die Geschichte beginnt in Berlin. Dort wollte ein Immobilienhai im großen Stil Goldzertifikate von Gomez’ Konzern kaufen.

Diese Zertifikate haben es in sich, erklärt Gomez. Unter der Aufsicht der Weltbank schätzen Ratingagenturen, wie viel Gold in einem noch un­er­schlossenen Vorkommen stecken könnte. Dieser Wert wird auf Papieren notiert, die der Minenbesitzer als Zertifikate verkaufen kann. Mit den Erlösen kann er die Grube eröffnen und das Erz fördern. Der neue Zertifikat-Eigentümer kann anschließend sein Papier gegen einen Anteil am Erz eintauschen.

Ursprünglich wurde das System erdacht, um Minenbesitzer gegen Risiken abzusichern. Nur wenige Banken auf der Welt durften Zertifikate handeln. Doch das ist jetzt anders. Heute werden Zertifikate nahezu ungebremst verkauft. Alle möglichen Spekulanten handeln damit, erklärt Gomez, bis niemand mehr weiß, ob sich tatsächlich Gold hinter dem Papier verbirgt.

„Mittlerweile gibt es mehr Zertifikate als Gold“

Der Irrsinn hat spätestens dann begonnen, sagt Gomez, wenn es sich für Minenbetreiber nicht mehr lohnt, Gold tatsächlich zu fördern, sondern alleine Zertifikate ihrer Reserven zu verkaufen. Die Folge laut Gomez: „Mittlerweile gibt es mehr Zertifikate als Gold.“

In Berlin erklärte der Immobilienhai Gomez seine Idee. Er wollte Zertifikate kaufen, diese dann in einer kleinen Handelsbank deponieren. Danach sollte die Bank die Papiere als Sicherheit für große Kredite bei einem Bankriesen präsentieren. Mit dem Cash sollten dann Zuckerfabriken in Nigeria aufgebaut und verkauft werden. Den Gewinn wollte der Immobilienhai teilen.

Alles klar im Finanzsystem? Gold, das es nicht gibt, wird gegen Kredite eingetauscht.

Gomez erzählt, nach dem Gespräch fuhr der Immobilienhai in einen bekannten Berliner Puff. Den Namen des Etablissements behält Gomez für sich. Sein Konzern habe das Geschäft aber gemacht.