New York. .
US-Ermittler haben ein mutmaßliches russisches Spionage-Netzwerk enttarnt. Elf Verdächtige wurden nach jahrelangen Ermittlungen festgenommen. Ihnen drohen bis zu 25 Jahre Haft.
Die von den USA gemeldete Zerschlagung eines russischen Spionagerings droht den Neubeginn des Verhältnisses der einstigen Rivalen zu gefährden. Russland reagierte am Dienstag verärgert auf die Festnahme von elf Tatverdächtigen in den USA und auf Zypern und nannte die Polizeiaktion unbegründet. Ministerpräsident Wladimir Putin warf der amerikanischen Polizei vor, außer Kontrolle geraten zu sein. Das US-Justizministerium beschuldigt die elf mutmaßlichen Langzeitspione des Versuchs, politische Entscheidungsträger als Informanten zu gewinnen. Außerdem wird ihnen Geldwäsche vorgeworfen.
Der Spionagefall wurde kurz nach dem Treffen von US-Präsident Barack Obama mit seinem russischen Kollegen Dmitri Medwedew bekannt. Beide Staatschefs hatten sich mit dem Ziel getroffen, die wegen politischer und wirtschaftlicher Differenzen belasteten Beziehungen zu verbessern. Putin sagte bei einem Treffen mit dem früheren US-Präsidenten Bill Clinton, er hoffe, der Spionagefall bedeute keinen Rückschlag für die Annäherungspolitik beider Länder. Außenminister Sergej Lawrow sagte ironisch, der Zeitpunkt der Veröffentlichung sei „besonders anmutig“ gewählt worden. „Die Angelegenheit wurde uns nicht erklärt, ich hoffe, sie erklären sie uns“, zitierte die Agentur Interfax Lawrow. Die Festnahmeaktion sei unbegründet. Lawrows Ministerium erklärte später, die Festgenommenen seien russische Staatsbürger, die den Interessen der USA nicht geschadet hätten.
Festnahmen am Sonntag
Russische Experten äußerten die Vermutung, mit dem Spionagefall solle die Wiederannäherung der beiden Großmächte untergraben werden. „Für Obama ist es ein Schlag ins Gesicht“, sagte Anatoli Tschiganok vom Moskauer Institut für politische und militärische Analysen. Die russische Seite werde mit der Enttarnung einer ähnlich großen US-Spionagegruppe reagieren.
Die US-Fahnder schlugen nach Angaben des Justizministeriums am Sonntag zu und nahmen zehn Personen unter anderem in Boston, New York und New Jersey fest. Ihre Aufgabe sei es gewesen, sich auf lange Sicht eine amerikanische Identität zu verschaffen, um an Informationen über die USA heranzukommen. Einer der Beschuldigten soll Informationen über personelle Veränderungen an der Spitze des Geheimdienstes CIA weitergegeben haben.
Die mutmaßlichen Langzeitspione, die wohl aus Russland stammten, sollten laut Ministerium jedoch keine geheimen Informationen sammeln. Wie in einem Spionageroman seien die Mitglieder des Rings aber umfassend im Verschlüsseln, in geheime Übergabetechniken und dem Erkennen von Beschattern ausgebildet worden. Während der mehrjährige Ermittlungen seien unter anderem Telefone und Wohnungen der Beschuldigten abgehört worden, hieß es weiter.
Dem im Zypern gefassten Verdächtigen werfen die Behörden dem Empfang und die Verteilung von Bargeld unter den Gruppenmitgliedern vor. Er soll außerdem im ländlichen Teil des Bundesstaat New York Geld vergraben haben, das zwei aus Seattle angereiste Mitglieder der Gruppe zwei Jahre später wieder ausgruben. (rtr)