Vatikanstadt. .

Papst Benedikt hat erneut die Missbrauchsopfer um Vergebung gebeten. So deutlich distanzierte sich das Oberhaupt der katholischen Kirche noch nie von den Missbrauchsfällen. Gleichzeitig verteidigte er das Zölibat.

Papst Benedikt XVI. hat die Opfer der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche um Vergebung gebeten. Er werde alles nur Mögliche tun, um Kinder vor sexueller Belästigung durch Priester zu schützen, erklärte der Papst am Freitag während einer Messe. In seiner Predigt sagte Benedikt, das feierlich beendete Priesterjahr habe „Sünden von Priestern“ ans Licht gebracht. Den Skandal nannte er einen Ruf nach einer Reinigung der Kirche.

Es war die bislang deutlichste Distanzierung des katholischen Kirchenoberhaupts von den zahlreichen Fällen der Misshandlung Minderjähriger durch katholische Geistliche, die in den vergangenen Jahren aufgedeckt wurden.

„Wir bitten nachdrücklich um Vergebung durch Gott und die betroffenen Menschen“, sagte der 83-jährige Papst. Das katholische Kirchenoberhaupt äußerte sich bei der Messe im Vatikan vor 15 000 weiß gekleideten Priestern unter sonnigem Himmel. Anlass war das zu Ende gehende Jahr des Priesters, das vom Papst im Frühjahr 2009 ausgerufen worden war. Die katholische Kirche ist in verschiedenen Ländern durch die Aufdeckung von tausenden Missbrauchsfällen stark erschüttert worden.

Der Papst erklärte, die Priesterschaft habe die Aufgabe, „Gottes Sorge für unser Wohl mitzuteilen“. Wenn Geistliche dann aber Minderjährige sexuell missbrauchten, werde diese Aufgabe „in ihr Gegenteil verkehrt“. Der Papst kündigte an, die Kirche werde sich künftig verstärkt für eine angemessene Ausbildung der Geistlichen engagieren und sie „auf ihrer Reise begleiten“. Die Missbrauchsskandale erforderten „die Pflicht zur Reinigung“.

Missbrauchsopfer sind enttäuscht

Der Papst sieht sich als ehemaliger Erzbischof von München und Freising auch persönlich mit dem Vorwurf konfrontiert, Geistliche nach Missbrauchsfällen weiter protegiert zu haben. Missbrauch durch Geistliche wurde unter anderem in Deutschland, Belgien, Österreich, den USA und Brasilien dokumentiert und wird zum Teil strafrechtlich verfolgt. Die Kirche hatte lange Zeit die Linie verfolgt, sie müsse die Missbrauchsfälle rein kirchenintern ahnden.

Eine Vereinigung von Missbrauchsopfern erklärte zu den jüngsten Äußerungen des Papstes, diese seien „enttäuschend und gefährlich“. Das was der Papst gesagt habe, diene nicht dazu, „die Kinder jetzt zu schützen“, sagte Joelle Casteix vom Netzwerk der Überlebenden Missbrauchten (SNAP). Diese Vereinigung setzt sich dafür ein, dass jeder Missbrauchsfall strafrechtlich verfolgt werden muss.

Zölibat verteidigt

Benedikt XVI. hatte vor seinen Äußerungen zum Missbrauch den Pflichtzölibat für Priester verteidigt. Die ehelose Lebensform sei das große „Skandalon eines Glaubens, der seine Existenz ganz auf Gott stellt“, sagte er bei einer Gebetswache auf dem Petersplatz. Diese Anfrage an eine rein diesseitige Gesellschaft werde jedoch verdunkelt durch „sekundäre Skandale unser Unzulänglichkeiten und unserer Sünden“.

Gerade die Kritik am Zölibat zeige, dass er ein „großes Zeichen des Glaubens und der Gegenwart Gottes in der Welt“ sei, unterstrich der Papst. Zugleich grenzte er die priesterliche Ehelosigkeit entschieden von einer immer stärker verbreiteten Single-Existenz ab. Der Zölibat bedeute nicht, für sich allein zu leben und eine endgültige Bindung abzulehnen, sondern stehe für ein endgültiges Ja zum Dienst für Gott.

Zusammen mit der Ehe, in ihrer „natürlichen Form“ als Bund zwischen Mann und Frau, sei der Zölibat „das Fundament unserer christlichen Kultur“. Wenn diese Grundlagen verschwänden, verschwänden „Wurzeln unserer Kultur“, betonte der Papst.

Zuvor hatte Benedikt XVI. jedoch das Pflichtzölibat der Priester verteidigt. Dieses sei ein zentraler Bestandteil des Priesterseins, sagte er am Donnerstagabend auf dem Petersplatz in Rom. Ungläubige würden das Zölibat vielleicht als „Skandal“ sehen. Es sei aber „ein Akt des Vertrauens und der Treue zu Gott“.

Um das Zölibat hatte es angesichts der sich häufenden Meldungen über Missbrauchsfälle in kirchlichen Einrichtungen zuletzt auch in Deutschland Diskussionen gegeben. Unter anderem sprach sich der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, für eine Aufhebung des Pflichtzölibats der Priester aus. (afp/kna)