Düsseldorf. .
Die Ärzte-Gewerkschaft Marburger Bund hat die Tarifverhandlungen für die bundesweit rund 55 000 Ärzte an den kommunalen Krankenhäusern abgebrochen. Nach 27-stündigen Verhandlungen sei das Angebot der Arbeitgeber nicht akzeptabel. Nun droht Streik in den Krankenhäusern.
Nach den gescheiterten Tarifverhandlungen für die rund 55 000 Ärzte an kommunalen Krankenhäusern muss nun mit Streiks gerechnet werden. Der Marburger Bund brach die Gespräche am Donnerstag in Düsseldorf nach 28-stündigem Verhandlungsmarathon ab, wie eine Sprecherin der Ärztegewerkschaft sagte. Das Angebot der Arbeitgeber sei „nicht akzeptabel“ gewesen. Nun werde es eine Urabstimmung über einen Streik an den bundesweit 800 kommunalen Krankenhäusern geben.
Der Verhandlungsführer der Vereinigung Kommunale Arbeitgeber (VKA), Joachim Finklenburg, äußerte sich verwundert über den Abbruch der Verhandlungen und kritisierte diesen scharf. Während andere Gewerkschaften angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage moderate Abschlüsse eingingen, lasse der Marburger Bund „jedes Verantwortungsbewusstsein vermissen“. Aus Sicht der Arbeitgeber sei es nicht vertretbar, dass die Gehälter der Ärzte doppelt so stark anstiegen wie die anderer Krankenhaus-Beschäftigter.
Ärbeitgeber hatten 2,9 Prozent mehr Lohn angeboten
Finklenburg sagte, nach langwierigen und inhaltlich schwierigen Verhandlungen sei noch am Mittwochmorgen zunächst ein Kompromiss erreicht worden. „Der Marburger Bund wischt das Erreichte nun vom Tisch“, kritisierte er. Demnach sei eine Lohnerhöhung von 2,9 Prozent bei einer Tarifvertragslaufzeit von 36 Monaten im Gespräch gewesen. Die Bereitschaftsdienste sollten außerdem um 16 bis 20 Prozent höher vergütet und auch die Nachtzuschläge erhöht werden.
Der Vorsitzende des Marburger Bundes, Rudolf Henke, wies die Behauptungen der VKA am Abend zurück, die Krankenhausärzte hätten bei den vergangenen Tarifrunden dreimal in Folge überproportional kassiert. Nachdem es über Jahre für die Ärzte Abstriche beim Gehalt und Sonderleistungen wie Weihnachtsgeld gegeben habe, sei es 2006 erstmals in einem Tarifvertrag gelungen, wenigstens einen Teilausgleich vorheriger Verluste zu vereinbaren. Auch die moderaten Tarifsteigerungen 2008 hätten den Nachholbedarf nicht vollständig decken können. Verglichen mit anderen Ländern wie der Schweiz, würden deutsche Klinikärzte nach wie vor nicht leistungsgerecht bezahlt.
Der Marburger Bund hatte gefordert, die Gehälter um durchschnittlich fünf Prozent zu erhöhen. Zudem müssten die Bereitschaftsdienste besser vergütet werden. Die VKA lehnte dies ab. Stattdessen legten sie vor Beginn der Gespräche ein Angebot vor, das sich am Abschluss für den Öffentlichen Dienst orientierte. Demnach sollten die Einkommen stufenweise um 2,3 Prozent erhöht und der Tarifvertrag mit einer Laufzeit von 26 Monaten abgeschlossen werden. (ddp)