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Einmalig? Na klar. Dieses Still-Leben 2010 wird allen, die dabei waren, unvergesslich bleiben. Trotzdem darf das zauberhafte Straßenfest auf der A 40 kein Einmal-Erlebnis bleiben.

Natürlich war das Gefühl vom Sonntagmorgen unvergleichlich: Beschwingte Menschentrauben in der Stadt, die gutgelaunt zu Fuß, per Bahn, auf dem Rad, auf Rollschuhen ein gemeinsames Ziel hatten. Kleine und Große, Junge und Alte, die fast andächtig staunten über die Ruhe über der A 40. Die sich vorsichtig vorwagten auf den Asphalt, für den sonst grundsätzlich gilt: Zutritt verboten. Lebensgefahr!

An diesem Sonntag war die „Hauptschlagader des Reviers“ erstmals tatsächlich mit Leben erfüllt. Ein grandioses Nachbarschaftsfest auf der Straße mit allem, was dazu gehört. Hier kamen auch Leute ins Gespräch, die sich sonst bestenfalls von ferne grüßen. Andere standen im Stau - und freuten sich darüber. Kinder bemalten mit Hingabe den grauen Beton. Mit Weisheiten wie: „Wer das liest, steht im Stau!“

160 Kilometer autofreie Zone

Erfreut und wehmütig erinnerten sich Ältere an autofreie Sonntage im Revier. Damals, im Winter 1973, hatte die Ölkrise für Stille auf den Autobahnen gesorgt. Dafür waren die Menschen gekommen: Zu Fuß oder auf Skiern waren sie unterwegs, wo sonst lärmender Verkehr Vorfahrt hat. Schon damals genossen sie die Stille über der Autobahn – ein Luxus, der bis heute unvergessen ist.

Ein Gefühl, das allenfalls einmal im Jahrhundert genehmigt sein soll? Nein, danke.

Andere machen ja vor, dass und wie es geht: Für „Happy Mosel“ sperrt das Land Rheinland Pfalz zu Pfingsten 180 Kilometer Straße. Und für „Tal total“ ist die Rheinstrecke zwischen Rüdesheim und Koblenz für einen Tag gesperrt – 120 Kilometer autofreie Zone, nur Feiern ist erlaubt.

Kein Problem bei Asphalt-Arbeiten

Beides kein Vergleich zur A 40? Stimmt. Die logistische Großtat hat sicher ein Vielfaches an Geld, Personal und Nerven gekostet. Aber es muss beim nächsten Mal ja nicht die komplette Strecke von Duisburg bis Dortmund sein. Teilsperrungen sind möglich, ohne dass es zum Verkehrsinfarkt kommt. Was geübte Praxis ist zur Reparatur der Fahrbahndecke, sollte ab und zu möglich sein zum gemeinsamen Feiern.

Auch dass Polizei und Notärzte Zusatzschichten fahren müssten, ist kein Argument – für jedes Revier-Derby der Bundesliga wird dieser Service anstandslos vorgehalten. Allzu oft wird er weit stärker in Anspruch genommen als bei dieser Begegnung der drei Millionen.

Ganz gleich, ob schon im nächsten Sommer oder erst Mitte 2020: Das nächste Straßenfest auf der A 40 wird anders sein als diese Premiere. Vielleicht kommen nicht ganz so viele wie am Sonntag. Dafür müssten die, die dann dabei sind, mehr selbst anpacken als beim 2010-Event mit All-inclusive-Service. Dann wird es hoffentlich auch nicht mehr vorkommen, dass die einen köstliche Frikadellen ungegessen wieder heim schleppen, während andere mit knurrendem Magen die nächste Pommesbude hinter der Autobahn ansteuern. Echte Nachbarschaft muss eben wachsen.

Fest steht schon jetzt: Die nächste Feier auf der A 40 wird großartig. Ich freu’ mich drauf.

Lesen Sie dazu auch das Contra „Warum das Still-Leben einmalig bleiben muss“ von Vera Kämper.