Bochum. Die Nachricht von der geplatzten Opel-Übernahme hat die Mitarbeiter des Unternehmens erschüttert. Sie sind erschöpft, frustriert und haben Angst. Viele erinnern sich an einen Plan von General Motors, das Bochumer Werk zu schließen: „Die haben den bestimmt noch in der Schublade liegen.”
Im Zickzacklauf versuchten die Mitarbeiter der Opel-Mittagsschicht am Mittwoch vor dem Haupttor des Bochumer Werkes den Mikrofonen, Kameras und Notizblöcken der Journalisten auszuweichen. Was denn die GM-Entscheidung, Opel lieber selbst zu sanieren, für Bochum bedeute, war sicherlich die meistgestellte Frage. Die häufigste Antwort darauf bei wirklich unangenehmen Nieselregen: Ratloses und abwehrendes Schulterzucken.
Betriebsratschef Rainer Einenkel fiel natürlich mehr dazu ein. Die Enttäuschung aber auch der Trotz über die Entscheidung in Detroit war ihm anzumerken. „Wir bleiben bei unseren Forderungen.” Oder: „Eine Schließung dieses Werkes werden wir niemals hinnehmen.” Gleichzeitig kündigte er für den morgigen Donnerstag, 5. November, einen Aktionstag an.
Rüttgers kommt als zorniger Mann
Um 14 Uhr ruft der Betriebsrat die Mitarbeiter zu einer Informationsveranstaltung zusammen. In dieser Zeit ruht die Produktion an den Bändern. Angekündigt sind Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz, der Bezirksleiter der IG Metall, Oliver Burkhard und Ministerpräsident Jürgen Rüttgers. Vor ziemlich genau fünf Monaten stand er an gleicher Stelle und erklärte für den Landesregierung den mehr als 2000 Beschäftigen, wie es zur Rettung von Opel gekommen sei.
Jetzt dürfte er als zorniger Mann kommen. Vorab ließ die Landesregierung bereits etwas von diesem Zorn verbreiten: „Dieses Verhalten von General-Motors zeigt das hässliche Gesicht des Turbokapitalismus. Das ist völlig inakzeptabel.” Rüttgers, der sich in den vergangenen Monaten massiv für den Erhalt des Bochumer Werkes eingesetzt hatte, dürfte den Mitarbeiter diesem wenig Tröstliches mitzuteilen haben.
Alte Schließungspläne neu aufgelegt?
Abseits des Medienrummels vor Tor 1 machen ein paar hundert Meter weiter an der Dannenbaumstraße im Schatten des historischen Zechengebäudes gestandene Mitarbeiter keinen Hehl aus ihrer Enttäuschung: „Das ist eine schlechte Nachricht für Bochum”, sagt Dieter Resach, der seit mehr als 20 Jahren bei Opel arbeitet. Er erinnert an den ersten Sanierungsplan von GM, der unverblümt eine Schließung des Bochumer Werkes vorsah: „Die haben den bestimmt noch in der Schublade liegen.”
Zur Art der Verhandlung der Amerikaner sagt Martin Denguth, ebenfalls seit 20 Jahren bei dem Autobauer: „Die haben uns doch in den vergangenen Monaten nur hingehalten.” Sein Arbeitskollege Artur Lukas ist ähnlich skeptisch: „Wie es mit Bochum weiter geht, werden wir sehen.”
Gewerkschaft spricht von Unverschämtheit
In einer ersten Reaktion sagte Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz: "Die Entscheidung von General Motors macht mich sehr betroffen. Sie konterkariert das Engagement von Politik und Arbeitnehmervertretung für eine Zukunft von Opel.” Gemeinsam mit ihren Amtskollegen der anderen deutschen Opel-Städte Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern fordert sie, dass diese Standorte jetzt nicht in Frage gestellt werden dürften.
Ganz deutlich wurde die 1. Bevollmächtigte der Bochumer IG Metall, Ulrike Kleinebrahm, die von Anfang an gemeinsam mit dem Betriebsrat die Entwicklung nach Bekanntwerden der Insolvenz des GM-Konzerns begleitet hatte: „Diese Entscheidung ist eine Unverschämtheit gegenüber allen, die in der Vergangenheit versucht haben, Konzepte für Opel zu entwickeln. GM ist ein unberechenbarer Partner.”