Berlin. Wahlen werden in der Mitte gewonnen - dort muss die SPD also bleiben. Dazu gehört, dass sie sich auf das besinnt, was sie geleistet hat: Das Sozialdemokratische ist zur Leit-Idee in ganz Europa geworden. Das Problem: Zu viele Sozis schleppen ein veraltetes Parteibild mit sich rum.

Die SPD ist eingeklemmt zwischen einer sozialdemokratisierten CDU und den Sozialstaatsradikalen der Linken. Das ist nicht komfortabel, aber kein Grund, die Nerven zu verlieren. Was die Partei bei einem Ruck nach Links (vielleicht) gewinnt, verlöre sie todsicher in der Mitte. Dort und nirgendwo anders werden aber Wahlen gewonnen.

Um wieder hoch zu kommen, könnte die SPD als Erstes endlich mal stolz sein auf das Erreichte. Das Sozialdemokratische ist zur Leit-Idee des ganzen Landes, ja Europas geworden. Politische Freiheit, sozialer Ausgleich, Bildungschancen für alle, eine Wirtschaft mit Verantwortung – die SPD hat gewonnen, sie ist Deutschland.

Ein veraltetes Parteibild

Zu viele Sozis schleppen aber ein Parteibild mit, als gelte es immer noch den ollen Kaiser Wilhelm vom Thron zu stoßen und heroisch gegen finstere bürgerliche Mächte zu kämpfen. Das wirkt antiquiert, übellaunig und unsicher. Unsichere Politiker werden nicht gewählt.

Die SPD braucht einen Fortschrittsbegriff, wie ihn in Ansätzen Gerhard Schröder mit der „Neuen Mitte” schaffte. 1998 gab's dafür 40,9 Prozent! Schröder dachte nicht daran, die Partei auf die Rolle des Schutzengels des Öffentlichen Dienstes und derjenigen zu reduzieren, die passiv im Sozialsystem verharren. Recht hatte er. SPD – das muss Politik für Menschen sein, die früh aufstehen und hart arbeiten, ihren Kindern die Wichtigkeit von Bildung einimpfen und die Industriegesellschaft bejahen.

Nicht mit Larmoyanz nerven

SPD muss da sein, wo kleine Leute aus eigener Kraft aufzusteigen versuchen, was ein positives Verhältnis zur individuellen Leistung voraussetzt. Eine SPD, die begeistert, statt mit Larmoyanz zu nerven - so geht's aus dem 20-Prozent-Turm.