Berlin. Die amerikanischen Piloten, die das vom deutschen Militär angeforderten Bombardement auf zwei Tanklaster ausführten, haben den Angriff offenbar wiederholt hinterfragt. Laut Medienberichten wollten die Piloten zuerst durch Tiefflüge warnen - doch die Deutschen bestanden auf Angriff.
Vor dem von der Bundeswehr angeforderten Luftangriff auf zwei Tanklaster in Afghanistan hat die Besatzung des Flugzeugs den Auftrag offenbar mehrmals hinterfragt. Das berichtete der «Spiegel» am Samstag vorab aus seiner neuen Ausgabe unter Berufung auf den NATO-Abschlussbericht zu dem Angriff am 4. September nahe dem nordafghanischen Kundus. Damals waren bis zu 142 Menschen getötet worden, darunter auch viele Zivilisten. Demnach forderte der Fliegerleitoffizier von Oberst Georg Klein, der den verheerenden Luftangriff befohlen hatte, die Besatzung des F-15-Jagdbombers auf, sechs Bomben auf die Tanklaster abzuwerfen, die von zahlreichen Menschen umringt waren.
Piloten hatten Tiefflüge als Warnung vorgeschlagen
Die Besatzung widersprach daraufhin, dass nur zwei Bomben nötig seien, sagte dem Bericht zufolge der Kommandeur der 335th Fighter Squadron Unit, Oberstleutnant Lance Bunch, bei seiner Vernehmung. Darüber hinaus zeigen laut «Spiegel» Auszüge des Funkverkehrs zwischen dem US-Piloten «Dude» und dem deutschen Fliegerleitoffizier «Red Baron», dass die Besatzung insgesamt fünfmal Tiefflüge als Warnung vorschlug. Doch «Red Baron» antwortete demnach: «Negativ. Das Ziel soll angegriffen werden.»
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatte den Luftangriff nahe dem nordafghanischen Kundus nach seinem Amtsantritt im November zunächst als «militärisch angemessen» bezeichnet, zugleich aber Fehler eingeräumt. Inzwischen wertete der Minister das Vorgehen als «militärisch nicht angemessen». Der Umgang mit den Informationen über den Angriff hatte den Rücktritt von Ex-Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) als Arbeitsminister ausgelöst. (afp)