Ankara/Kobane. Verzweifelt kämpfen die Kurden gegen die Terrormiliz IS um die Stadt Kobane an der türkisch-syrischen Grenze. In unmittelbarer Nähe wartet die Türkei ab. Präsident Erdogan muss endlich eingreifen. Sein Nichtstun stärkt den Terror. Ein Kommentar von Gudrun Büscher.

Als Zaungäste beobachten die Menschen an der türkisch-syrischen Grenze die Schlacht um Kobane, die in Sichtweite tobt. Die Kurden kämpfen gegen die Mörderbande vom Islamischen Staat (IS). Und derzeit sieht es nicht danach aus, als hätten sie tatsächlich eine Chance. Die Luftangriffe der Amerikaner bleiben weitestgehend wirkungslos. Und der türkische Präsident Erdogan, der sich vor wenigen Tagen die Erlaubnis der Nationalversammlung zum militärischen Eingreifen geholt hat, wartet ab.

Erdogan hat die Wahl zwischen Pest und Cholera. Er sorgt sich um Frieden und Stabilität im eigenen Land. Und es gibt kaum etwas, das die Türkei mehr fürchtet, als die Wiederbelebung des bewaffneten Konflikts mit der kurdischen Arbeiterpartei PKK. Sollte der kurdische Kampf in Nordsyrien gegen die IS erfolgreich sein, dann entstünde an der türkischen Grenze wohl ein autonomes Kurdistan, das das Selbstbestimmungsrecht der türkischen Kurden befeuern würde. Ein türkischer Albtraum.

Gemetzel der IS wird neue Opfer finden

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Doch was geschieht, wenn die Kurden im Kampf gegen die Terrormiliz scheitern? Dann sind die kaltblütigen Extremisten direkte Nachbarn der Türkei, und das Gemetzel der IS wird neue Opfer finden. Auch ein Albtraum.

Die USA üben hinter den Kulissen massiven Druck auf die türkische Regierung aus, der parlamentarischen Erlaubnis zum Eingreifen auch Taten folgen zu lassen. Und Erdogan wird sich entscheiden müssen. Er muss keine Panzer auffahren lassen oder Bodentruppen schicken. Aber er muss die Terrormiliz unmissverständlich zu Feinden erklären, deren Treiben nicht geduldet wird.

Nichtstun ist auch eine Entscheidung – für den Terror

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Er könnte den USA Hilfe anbieten, die türkischen Stützpunkte als Basen für die amerikanischen Luftangriffe öffnen. Er könnte den kämpfenden Kurden Waffen liefern, Versorgungswege schaffen, sich solidarisch zeigen mit den türkischen Kurden. Er könnte durch einen gemeinsamen Kampf gegen einen gemeinsamen Feind eine Verbindung schaffen, die es lange nicht gab zwischen Kurden und Türken.

Erdogan, der Hitzkopf, müsste über seinen Schatten springen. Denn Nichtstun ist auch eine Entscheidung – für den Terror.