Essen. Durchs Sitzenbleiben entstehen in Deutschland jährlich Kosten in Höhe von fast einer Milliarde Euro - und nur wenige Schüler profitieren vom Wiederholen einer Klasse. Hilfreichreicher sind Lehrer, die sich um das einzelne Kind bemühen. Ein Kommentar von Hayke Lanwert.
Sitzenbleiben ist nutzlos und teuer, befand vor Jahren der Essener Bildungsforscher Klaus Klemm in einer Studie für die Bertelsmann-Stiftung. Nutzlos, weil es dem Schüler selten etwas bringe, er sich allenfalls kurzfristig verbessere. Teuer, weil es pro Jahr in Deutschland fast eine Milliarde Euro koste. Fast alle Bundesländer reagierten auf diese und ähnliche Studien. Niedersachsen will das Sitzenbleiben nun sogar ganz abschaffen, einzig Bayern – was nicht überrascht – will alles belassen wie es ist.
Sitzenbleiben scheint eine politische Frage zu sein, eine, die sich zwischen „Das hat noch niemandem geschadet!“ und „Jedes Kind mitnehmen!“ bewegt. Deutlich ist jedoch: Vor allem Jungen bleiben sitzen und gern auch Kinder aus Migrantenfamilien. Jungs sind aber nicht doofer als Mädchen, sondern allenfalls weniger ausdauernd, weniger sorgfältig, weniger genau. Migrantenkinder sind häufig sozial benachteiligt.
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Es gibt sicher Kinder, denen die Wiederholung eines Jahres guttun mag. Hilfreich sind jedoch auch Lehrer, die sich um das einzelne Kind bemühen. Frühzeitig, wissend, dass sie es nicht einfach durchreichen können an den nächsten Jahrgang.