Essen. Die zweite Turnierwoche bei den Australian Open in Melbourne beginnt ohne einen einzigen deutschen Profi. Somit scheint die Feststellung, dass das deutsche Tennis auf der Stelle steht, beinahe untertrieben. Auch Boris Becker kann als Trainer von Novak Djokovic kaum gewinnen. Ein Kommentar.
Jene Prominente, die die Medien gerne für eigene Zwecke nutzen, dürfen nicht damit rechnen, immer mit Samthandschuhen angepackt zu werden. Trotzdem gibt es natürlich Grenzen, und es ist nichts anderes als übel beleidigend, wenn Boris Becker von der Bild-Zeitung vorgehalten wird, dass er im Vergleich mit seinem Schützling Novak Djokovic aussehe „wie ein Rhinozeros“.
Ob es klug ist dagegenzuhalten, den Bild-Autor Franz Josef Wagner öffentlich über „twitter“ zu fragen, ob er schon mal in den Spiegel geschaut habe, ist zumindest fraglich. Aber Becker konnte dem Drang nicht widerstehen, und somit hat er dafür gesorgt, dass dieser Disput in den sozialen Netzwerken des Internets für mehr Aufsehen gesorgt hat als die Leistungen der deutschen Tennisspieler beim ersten Grand-Slam Turnier des Jahres.
Was auch kein Wunder ist. Die zweite Woche der Australian Open haben gerade erst begonnen, und es ist gewiss kein Ruhmesblatt, dass bereits alle deutschen Teilnehmer verloren haben. Somit scheint die Feststellung, dass das deutsche Tennis auf der Stelle steht, beinahe untertrieben.
Lisicki scheiterte nahezu kläglich
Lässt man Angelique Kerber und Florian Mayer außen vor, die ihre Möglichkeiten ausschöpften und es immerhin bis ins Achtelfinale schafften, muss das Fazit alle ernüchtern. Vor allem was Sabine Lisicki betrifft. In Wimbledon, auf ihrem geliebten Rasen, kann sie ihr kompromissloses Spiel durchziehen und Erfolge feiern. Doch sobald es, wie jetzt in Australien, darum geht, ein Spiel auch mal umzustellen und klug und taktisch zu agieren, scheitert die Deutsche nahezu kläglich.
Wer will kann sich damit trösten, dass Boris Becker wieder im Tenniszirkus am Start ist. Doch Vorsicht, als Trainer – da sollte man sich nichts vormachen – kann er in Melbourne nicht viel gewinnen. Sein Schützling Novak Djokovic hat bei den Australian Open 2011, 2012 und 2013 triumphiert, ein weiterer Erfolg wäre nahezu selbstverständlich. Hinterfragt werden würde nur die vorzeitige Niederlage. Nach dem Motto: Was war diesmal schlecht, was vorher noch gut war?