Essen. Die positiven Doping-Tests von Tyson Gay und Asafa Powell bestätigen das Bild der Sprint-Szene als Hort der Betrüger. Bei der baldigen WM in Moskau wird das Wort “Doping“ mitsprinten. Betrogen wird nicht nur in der Tour de France. Ein Kommentar.

Seit gut zwei Wochen rollt die Tour de France, und es sind nicht nur notorische Kritiker, die dem Radsport-Spektakel längst ablehnend gegenüber stehen. Die Frankreich-Rundfahrt gilt nicht wenigen längst als organisierte Betrugsveranstaltung. Und wer am gestrigen Sonntag den Briten Christopher Froome, den designierten Tour-Sieger 2013, die Rampen zum Mont Ventoux förmlich hochschweben sah, weiß: Die Skepsis ist berechtigt, sie hat bei der 100. Rundfahrt mehr als nur 100 gute Gründe.

Ein Problem aber hat diese Fokussierung auf die Welt der Pedaleure als das vermeintlich Böse: Die breite Öffentlichkeit verdrängt, dass Doping beileibe kein Radsport-Phänomen ist, dass der medizinische Versuch, die Leistung zu steigern, sich einen Vorteil zu verschaffen, die Grenzen der Leistungsfähigkeit auf pharmazeutischem Wege immer weiter hinaus zu schieben (und als Kollateralschaden die eigene Gesundheit zu ruinieren) tatsächlich eine Massenplage ist.

Die positive Dopingprobe des US-Sprintstars Tyson Gay, nur Stunden später gefolgt vom Fall des Konkurrenten Asafa Powell, beide Herausforderer des weltweit umjubelten Jamaikaners Usain Bolt, gibt (mal wieder) den Blick frei auf die Abgründe des Leistungssports, erst recht in der Sprint-Szene, die immer auch ein Hort der Betrüger war.

Bei der WM in Moskau wird das Wort "Doping" mitsprinten

Die Leichtathletik-Szene ist in Aufruhr. Die positiven Tests von Gay, Powell sowie Simpson sind – völlig unabhängig vom Ergebnis der B-Proben – ein öffentlicher GAU. Bei der WM in Moskau wird im Kampf der Stars das allseits gefürchtete Wort „Doping“ mitsprinten; und vielleicht kommen tatsächlich doch wieder ein paar Menschen mehr ins Grübeln, wenn sie die Fabelzeiten eines Usain Bolt sehen.

Die Faszination mag bleiben. Aber dieser Tag wird wieder Zweifel schüren. Das mag schmerzhaft sein für den, der sich am Sport nur arglos erfreuen und berauschen will. Aber eigentlich ist es eine gute Nachricht.